2017-04-08 10:59:00

Österreich: „Mehr Frauen in kirchlichen Ämtern“


Kardinal Christoph Schönborn sieht Spielraum für mehr Frauen in kirchlichen Ämtern, will sich aber in der angebrochenen Debatte über den Diakonat der Frau derzeit noch nicht festlegen. „Unzweifelhaft“ stehe für ihn fest, „dass es mehr Frauen in kirchlichen Ämtern braucht und hier bei weitem die Möglichkeiten nicht ausgeschöpft sind“, sagte Schönborn in einem Interview für die Wiener Zeitung von diesem Samstag. Die theologische Diskussion über die Weihe von Diakoninnen in der katholischen Kirche sei ihm aber „nicht reif genug“. Der Wiener Erzbischof plädierte dafür, die Ergebnisse der vom Papst eingesetzten Kommission zu diesem Thema abzuwarten. Die Tatsache, dass es Diakoninnen gegeben hat und in der Ostkirche bis heute gibt, „muss uns in der lateinischen Kirche zu denken geben“, fügte er hinzu.

Wenn etwa heute mehrere Priester bei einer Messe konzelebrierten, könne er den Eindruck einer „Männerriege da vorne“ durchaus nachvollziehen. Der „starke Eindruck der Dominanz einer Männerkirche“ ist dabei aus Sicht Schönborns zum Teil erst durch die „paradoxe“ stärkere Fokussierung auf den Priester im Zuge der Liturgiereform nach dem Zweiten Vaticanum entstanden. Mit der heutigen Form der Liturgie sei man „ein bisschen in Gefahr, dass der Priester in die Rolle des Moderators gerät, so wie in den Medienauftritten“, gab der Kardinal zu bedenken. Das frühere Empfinden sei anders gewesen, als der Priester vorne als Haupt der Gemeinde gestanden habe und die Gläubigen nicht auf ihn, sondern auf den Altar konzentriert gewesen seien. „Früher war der Priester weniger im Mittelpunkt als heute.“

Gleichzeitig betonte Schönborn, er wolle „absolut nichts zurückdrehen und idealisiere auch nicht die alte Liturgie“, bei der „dringendster Reformbedarf“ bestanden habe. Entwicklungen wie die neue Wahrnehmung von Priestern bei Gottesdiensten, hätten „auch ihre Berechtigungen und gute Seiten“, so der Kardinal: „Aber jede Reform hat auch ihre symbolischen Veränderungen, die es zu bedenken gilt.“

Wiederverheiratete: „Werde niemand wegweisen“

Zum ersten Jahrestag der Veröffentlichung des nachsynodalen Schreibens Amoris laetitia am Samstag bekräftigte Schönborn auch seine Position in der Frage nach dem Sakramentenempfang von wiederverheirateten Geschiedenen. Der Kardinal forderte erneut den genauen Blick auf die Lebenssituation und das Schicksal der Betroffenen. Die Frage nach der Kommunion komme da erst ganz am Schluss, „zuerst geht es darum, wie sie mit ihrer Situation umgehen“, sagte Schönborn. Besonders gehe es hier etwa um das Verhalten gegenüber den Kindern im Zuge der Trennung oder gegenüber dem übrig gebliebenen Partner.

„In gewissen Situationen“ gebe es hier die Hilfe der Sakramente, sagte der Kardinal, „und das ist nicht nur die Kommunion, das ist auch das Sakrament der Buße und der Versöhnung, das meistens vergessen wird“. Auch müsse geklärt werden, ob Wiederverheiratete durch die Zulassung zur Kommunion tatsächlich Hilfe für das eigene Leben und dessen Brüche suchten oder bloß „die Bestätigung, das eh alles in Ordnung ist“.

Er selbst werde „niemanden von der Kommunionbank wegweisen“, erklärte Schönborn. „Ich kann nicht ins Gewissen von Wiederverheirateten schauen und vertraue darauf, dass sie verantwortungsvoll entscheiden.“ Aber als ihr Seelsorger würde er mit ihnen jedoch das Gespräch suchen – „wie ihre Situation ist, wie sie damit umgehen, was der beste Weg für sie ist“.

(kap 08.04.2017 sk)








All the contents on this site are copyrighted ©.