2017-04-07 15:11:00

Ungarn: Christen fordern von Bischöfen mehr Mut


„Wir bitten die Kirche, nicht dem Staat, sondern den Schwestern und Brüdern zu dienen“: Mit diesen Worten wenden sich mehr als 400 engagierte Laien aus der katholischen, evangelisch-lutherischen und evangelisch-reformierten Kirche in einem Offenen Brief an ihre Bischöfe. Die Unterzeichner drücken in dem Schreiben ihre Besorgnis wegen der zunehmenden Fremdenfeindlichkeit und des unlängst verschärften ungarischen Asylgesetzes aus und fordern die Bischöfe auf, öffentlich für Flüchtlinge einzustehen: „Das Schweigen hat die Kirche Jesu zum Ja-Sager gemacht, wo Menschenrechtsverletzungen, Gesetzesverletzungen und Gewalt erfolgt sind. Die Hoffnung von uns allen ist, dass die Kirchenführung endlich in Taten und Erklärungen unsere Gemeinden auf Wege des Friedens und der Versöhnung bringt.“

Laut dem am 28. März in Kraft getretenen Gesetz werden alle Asylbewerber, auch die, die sich bisher im Lande frei bewegen konnten, in eine Transitzone an der serbisch-ungarischen Grenze gebracht. Die Novellierung legalisiert die Ausweisung der Flüchtlinge aus dem ganzen Staatsgebiet, sofern sie „illegal“ die Grenze passiert haben. „Die Transitzone ist gesperrt. Man weiß nicht, was dort hinter dem Zaun genau passiert“, betonen die Unterzeichner des Schreibens. Große Sorge bereite, dass Flüchtlinge seit Monaten massenweise nach Serbien abgeschoben werden. Auch diejenigen, die legal einen Asylantrag stellten, sehe man als potenzielle islamistische Terroristen an, wobei gerade sie es seien, die vor den Gewalttaten der radikalen Organisationen flüchteten.

„Wir verteidigen angeblich die Werte unserer Heimat, während Angst und Fremdenhass, die durch medial verzerrte Meldungen geschürt werden, an der gesellschaftlichen Solidarität und am Zusammenhalt zehren. Wir treten angeblich für unseren Glauben ein, währenddessen gerade diejenigen abgelehnt und erniedrigt werden, die wegen ihres christlichen Glaubens auf der Flucht sind“, heißt es in der Erklärung. Manche meinten, durch Schweigen werde die Kirche geschützt. Dabei werde sie gerade durch Schweigen zerstört, stellen die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner fest: „Wir schließen unsere Augen vor Grausamkeiten. Statt vom Glauben an die Vorsehung und Barmherzigkeit lassen wir uns in unserem Handeln durch Angst leiten.“

Erschienen ist das Schreiben auf den Internetseiten www.peticiok.hu und mehreren Nachrichtenportale wie www.24.hu und www.szemlelek.hu.

(kap 07.04.2017 sk)








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