2017-04-03 14:19:00

Südsudanesen gegen Südsudanesen: Ein Missionar erzählt


Nur das nackte Leben und was er gerade noch so einpacken konnte: das konnte Comboni-Missionar Bruder Erich Fischnaller aus seiner Missionsstation Lomin im Südsudan retten, als Regierungstruppen im Dezember 2016 auf das Gelände kamen. Es wurde gerade die Messe gefeiert, als die Soldaten kamen, die Kirche war voll. Kurzerhand hätten die Soldaten den Katechisten und sechs weitere Gläubige erschossen – das war der Moment, als auch Bruder Fischnaller sich dazu entschieden hat, über die Grenze ins nahe Uganda zu fliehen. Dort lebt er nun, als Flüchtling unter Flüchtlingen, und versucht, den Wiederaufbau der zerstörten Mission in Lomin vorzubereiten. Vor wenigen Tagen war er wieder vor Ort - und ist fassungslos angesichts der Zerstörung, die er dort vorgefunden hat, erzählt er unseren Kollegen von der Grünen Welle Südtirol.

Der Zustand der Mission sei kaum zu beschreiben, so der Comboni-Missionar, der aus Südtirol stammt. Alles sei aufgebrochen, herausgezerrt, gestohlen worden, alles, was auch nur ein kleines bisschen an Wert habe, allen voran die Solarzellen der Mission. Auch einen Container mit Wertsachen, den er selber zugeschweißt hatte, haben die Täter aufgebrochen und geplündert.

Auch auf der Straße zur nächsten Siedlung sei kein Mensch anzutreffen gewesen, beschreibt der Missionar eine geisterhafte Stimmung vor Ort. Dort, wo früher Geschäfte waren, sei nun alles zerstört. Er verstehe nun sehr gut, was es heiße, ein Flüchtling zu sein, meint Bruder Erich. Er teilt mit seinen Gemeindemitgliedern das Schicksal, in Uganda in einem Flüchtlingscamp zu leben, kleine Tagesrationen aus Blechschälchen zu essen und darauf zu warten, wieder in den Südsudan zurückzukehren.

Doch die Menschen hätten Angst, in den Südsudan zurückzukehren, solange die Dinkas noch präsent seien. Die Dinka, das ist die Ethnie, die derzeit die Regierung in dem vom Bürgerkrieg gebeutelten Land stellt. Wer gegen die Regierung sei, werde zur Zielscheibe, erzählt Bruder Erich. Besonders treffe es ihn, mitzuerleben, dass es Südsudanesen seien, die ihrem eigenen Volk derartiges antäten, so der Missionar, der bereits seit vielen Jahren im Südsudan tätig ist. Doch, so gibt er gleichzeitig zu bedenken, zwar seien es Regierungssoldaten, doch sie würden nicht bezahlt und müssten sich selbst versorgen - da käme es geradezu zwangsläufig zu Plünderungen.

Man sei wohl mit einem blauen Auge davon gekommen, wenn die Zerstörungen nicht weiter gehen, meint der Missionar. Er gibt sich jedenfalls nicht geschlagen. Die Missionsstation in Lomin und die angeschlossene Frauenhilfsorganisation Lady Lomin will er – auch dank der tatkräftigen Hilfe seiner Ordensgemeinschaft und der Caritas Südtirol  - wieder aufbauen.

(grüne welle/rv 03.04.2017 cs)








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