2017-03-24 20:37:00

Kardinal Marx: Kernwort des Papstes für EU ist Solidarität


Solidarität ist der Kernbegriff, auf den Papst Franziskus Europa heute einschwören möchte. Das sagte „Europa-Bischof“ Kardinal Reinhard Marx im Anschluss an die Rede des Kirchenoberhauptes vor den europäischen Staats- und Regierungschefs am Freitagabend im Vatikan. Der Erzbischof von München und Freising ist Präsident der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (ComECE) und war in dieser Funktion bei der jüngsten Europarede von Papst Franziskus anwesend. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagte Kardinal Marx:

„Hier hat der Papst nochmal stark das Wort Solidarität hineingestellt, dass Europa keine Kultur ist, die sich abschließt, sondern in der Begegnung lebt, dass wir zusammengehören, dass wir miteinander die Lasten tragen und die Freuden tragen, er hat stark auf das Friedenswerk Europas hingewiesen, und dass Europa nicht isoliert in der Welt steht, sondern einen Auftrag hat für die ganze Welt.“

Die Papstansprache an die Staats- und Regierungschefs der europäischen Staaten war bereits die vierte große Europa-Rede von Franziskus in vier Jahren seines Pontifikats. Neu an dieser letzten war aus Sicht von Kardinal Marx, dass die Begegnung in diesem Rahmen stattgefunden hat: „Dass alle Staatsoberhäupter und Regierungschefs, jeweils die Verantwortlichen der Länder, hier zusammenkommen, ich weiß nicht, ob das vor zehn oder 20 Jahren so möglich gewesen wäre. Dass man sich vom Papst Unterstützung erwartet und eine neue Vision, eine vertiefte Vision Europas, das ist, glaube ich, ein besonderer Akzent dieses Treffens gewesen.“

Als ComECE-Präsident schätzte Kardinal Marx auch das starke Signal der Unterstützung, das Franziskus als Kirchenoberhaupt in Richtung Europa setzte. Innerhalb der katholischen Kirche gebe es derzeit eine kontroverse Debatte über die Sinnhaftigkeit der  EU, betonte der Kardinal.

„Für mich war auch wichtig, für die aktuelle Diskussion, in der wir uns auch innerhalb der Kirche befinden, dass er nochmals unterstrichen hat, das Europäische Projekt ist ein Projekt, zu dem die Kirche steht, die Kirche will das positiv begleiten, kritisch konstruktiv, aber wir stehen an der Seite dieses großen Einheits- und Friedensprojekts, das ist nach innen hin wichtig das zu sagen, für die, die innerhalb der Kirche anfangen skeptisch zu werden.“

Die Politiker hätten die Europarede des Papstes geschätzt, gab sich Marx überzeugt – auch jene, die sich wie etwa Ungarn oder Polen eher für eine homogene Kultur in Europa einsetzen wollen und im Ansatz Schwierigkeiten haben, Vielfalt zuzulassen, wie sie etwa mit Migration verbunden ist. Franziskus sprach davon, dass religiöse und kulturelle Vielfalt bis hin zu einen atheistischen Lebensstil in Europa Platz haben. Befürchtungen um das Christliche in Europa teilt Kardinal Marx nicht:

„80 Prozent der Menschen in Europa nennen sich Christen, damit ist das Christentum für Europa weiterhin eine ganz entscheidende kulturelle, spirituelle Macht. Nicht Macht im Sinn von Herrschaft, aber eine Kraft, die in Europa zum Tragen kommen soll. Aber es muss eine Gesellschaft der Vielfalt sein. Vielfalt ist ja kein Schrecken, das ist in der ganzen philosophisch-christlichen Tradition, das Bild vom Körper, vom Leib, von den vielen Gliedern, den vielen Begabungen, das ist etwas Positives. Wichtig ist, dass es zusammengeht, dass man aufeinander zugeht, dass der Reichtum entdeckt wird, dass die Vielfalt nicht nur Trennung wird, zur Abgrenzung, zur Mauer - sondern zu einem bunten Blumenstrauß der Begabungen, der Sprachen und Kulturen. Vielleicht auch der Weltanschauungen und Kulturen, dass sie tolerant miteinander umgehen, wo verschieden Glaubensüberzeugungen da sind.“

(rv 24.03.2017 gs)








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