2017-03-21 12:44:00

Ungarn: Eine andere Flüchtlingspolitik möglich


Zwei Bischöfe schlagen eine andere Flüchtlingspolitik als bisher vor. Miklos Beer von der Diözese Vac und Janos Szekely, Weihbischof in Budapest, reiben sich an den harten Maßnahmen, mit denen ihre Regierung Flüchtlinge vor der Tür halten will. Die Regierung unter Victor Orban hatte zuletzt beschlossen, dass Asylbewerber künftig in Internierungslagern in Gestalt umzäunter Container-Burgen festgehalten werden müssen. Gleichzeitig versucht Orban, Kritik aus den Kirchen abzublocken, indem er die Verpflichtung seiner Regierung betont, Europas christliches Erbe zu beschützen. In Ergänzung richtete er Europas erstes Staatssekretariat zum Schutz verfolgter Christen ein; Budapest konnte in der Folge prominente orientalische Kirchenführer bei Veranstaltungen des Sekretariats begrüßen. In der harten Haltung gegenüber Flüchtlingen gibt es von Regierungsseite allerdings kein Einlenken.

Gegenüber dem regierungskritischen ungarischen Nachrichten Fernsehsender „Hir TV“ sagte Weihbischof Szekely am Wochenende, die katholische Kirche müsse versuchen, zwei Wahrheiten im Gleichgewicht zu halten. Einerseits hätten auch Migranten Pflichten, das heißt, sich anzupassen und Gesetze einzuhalten. Andererseits müsse sie denen helfen, „die in ihrer Heimat nicht mehr leben können und deshalb die Flucht ergreifen“.

Wörtlich sagte Szekely: „Wir Christen müssen das Mögliche tun, auch wenn das manchmal nicht viel ist. Helfen wir vor allem jenen Menschen, die sich bereits in Ungarn aufhalten. Es geht hier um einige hundert Menschen, von denen bereits vielen Asyl gewährt wurde bzw. deren Asylantrag noch bearbeitet wird. Versuchen wir wenigstens, denen zu helfen. Gott sei Dank gibt es immer mehr, die mitmachen - sei es mit Unterkunft oder der Sicherung eines Arbeitsplatzes.“

Laut amtlichen Angaben wurden im letzten Jahr 154 Asylanträge anerkannt und etwa 200 Antragsteller temporär unter Schutz gestellt. Gleichzeitig wurden aber 50.000 Asylverfahren eingestellt.

„Christ“ wird unterschiedlich verstanden

Der Diözesanbischof von Vac, Miklos Beer startete im Februar dieses Jahres eine regelrechte Bewegung, als er dazu aufrief: „Jeder, der in der Lage ist, soll einem Migranten beistehen.“ Wichtig sei, einen Flüchtling persönlich kennenzulernen, um zu erfahren, was die Beweggründe seiner Flucht waren. „Wenn wir ihr persönliches Schicksal verstehen, hätten wir auch weniger Angst vor ihnen“, so Beer.

(kap 21.03.2017 mg)








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