2017-03-21 17:49:00

Kardinal Schönborn: Religiöse Vielfalt tut Österreich gut


Vielfalt - auch religiöse - schadet Österreich nicht, sondern tut dem Land gut. Das betonte Kardinal Christoph Schönborn im Anschluss an einen interreligiösen Dialog, zu dem Bundeskanzler Christian Kern und Staatssekretärin Muna Duzdar am Dienstag Vertreter aller in Österreich anerkannten Religionsgemeinschaften ins Bundeskanzleramt eingeladen hatten. Andere Länder würden Österreich um das positive Klima zwischen den Religionen beneiden, dieses dürfe nicht gefährdet werden, appellierte der Wiener Erzbischof. Kritische Anfragen aneinander müssten erlaubt sein, aber es sei problematisch, wenn Religionen - wie derzeit vielfach der Islam – „pauschal schlecht gemacht“ würden.

Kardinal Schönborn verwahrte sich dagegen, Muslime mit Islamisten gleichzusetzen. Es gebe viele Menschen islamischen Glaubens im Land, die den auch der österreichischen Tradition entsprechenden Weg des respektvollen Miteinanders mitgehen wollen. Schönborn appellierte auch an die Medien, sich auch bei unleugbaren Problemen um eine differenzierte Betrachtung zu bemühen.

Der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz war wie auch Generalsekretär Peter Schipka als Vertreter der römisch-katholischen Kirche bei dem interreligiösen Dialog dabei; anwesend waren auch der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker, der griechisch-orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis) sowie Vertreter weiterer christlicher Kirchen, der Islamischen und der Alevitischen Glaubensgemeinschaft, der Israelitischen Kultusgemeinde, der Buddhisten und weiterer Glaubensgemeinschaften. Bundeskanzler Kern griff den unter seinem Vorgänger Werner Faymann institutionalisierten Dialog zwischen den Vertretern der Regierung und der Religionsgemeinschaften wieder auf und folgte damit auch einer Aufforderung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich zum Jahreswechsel.

Kern in Sorge über Muslim-Bashing

Kanzler Kern würdigte in seinem Statement vor der Presse nach der Begegnung mit den Religionsvertretern den Beitrag der Glaubensgemeinschaften zu einem friedvollen Miteinander in der Gesellschaft; gerade im sozial-humanitären Bereich - etwa in der Betreuung von Flüchtlingen - könne man deren Engagement „gar nicht hoch genug einschätzen“.

Sorge bereite ihm, so Kern, dass die Akzeptanz der Muslime in Österreich laut einer aktuellen Studie im internationalen Vergleich schwinde. Dies führe zur Frage, wie es dazu kommen konnte; die 600.000 Muslime in Österreich seien ein „wichtiger Teil der Gesellschaft“, die man nicht in eine Ecke stellen dürfe. Freilich sind nach den Worten des Kanzlers auch die Muslime selbst gefordert dazu beizutragen, dass nicht Ressentiments und Vorurteile geschürt werden. In diesem Zusammenhang bekannte er sich zu dem von seinem Kabinett beschlossenen Burkaverbot, denn Verhüllung mache es Frauen unmöglich, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben.

Scharf grenzte sich Kern vom derzeitigen türkischen „Regime“ und dessen „Weg in eine Diktatur“ ab; das sei keine „antitürkische Politik“ und erst recht keine, die sich gegen Österreicher mit türkischen Wurzeln richte. Aber - so der Bundeskanzler mit Blick auf die diskutierte Neufassung des Versammlungsgesetzes - es gehe nicht an, die demokratischen Spielregeln eines anderen Landes zu nützen, um im eigenen Land undemokratische Tendenzen zu befördern. Kern zitierte dazu den Philosophen Karl Popper, der erklärt hatte, man habe im Namen der Toleranz das Recht, Intoleranz nicht zu tolerieren.

(kap 21.03.2017 pr)








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