2017-03-21 11:48:00

D: Nicht nur darauf schauen, was nicht mehr geht


Ein Pfarrer, der in seiner Pfarrgemeinde für ein paar hundert Schäfchen zuständig ist und jedes namentlich kennt – dieses Priester-Bild gehört längst der Vergangenheit an. Immer weniger Priester sind für immer größere Gebiete zuständig. Das bedeutet auch, dass Verwaltungsaufgaben immer mehr Zeit in Anspruch nehmen. Um dieses Problem zu lösen, will man jetzt im Erzbistum München und Freising neue Wege gehen, erklärt Kardinal Reinhard Marx in einem Beitrag von Lydia Jäger vom St. Michaelsbund.

„Wir wollen jetzt ein Modell in Gang bringen, wo ein Team von Haupt- und Ehrenamtlichen zusammen die Leitungsverantwortung übernimmt. Das ist eine neue Überlegung – dass nicht einer vor Ort, sozusagen, der Chef ist, sondern dass ein Team zusammen überlegt, wie können wir diese Pfarrei bzw. diesen Pfarrverband in die Zukunft hineinführen.“

Es muss künftig also nicht mehr ein Priester an der Spitze einer Pfarrei oder eines Pfarrverbands stehen: Ein Team tut’s auch. „Wir haben auch manche Priester, die nicht die Begabung haben, einen großen Pfarrverband zu leiten – aber sie sind gute Priester! Sehr gute Priester sogar, nah an den Menschen. Und darum diese Überlegung, ein Team von Haupt- und Ehrenamtlichen auf den Weg zu bringen, durchaus von einem Pfarrer oder einem Priester begleitet. Diese Überlegung schaut nicht nur darauf, was nicht mehr geht, sondern hat auch eine Zukunftsperspektive.“

Das Zusammenlegen von Pfarreien zu Pfarrverbänden war eine Antwort auf den Priestermangel. Doch diese Pfarrverbände immer größer und noch größer zu machen, das schließt Kardinal Marx aus. „Wir spüren nur – das habe ich in den letzten Jahren deutlich erfahren –, dass wir an Grenzen stoßen, wenn wir die Pfarreien, Pfarrverbände und Seelsorgeeinheiten immer größer machen. Dann verlieren wir doch die Präsenz der Kirche vor Ort. Das heißt, wir müssen beides miteinander verbinden: Wir brauchen Pfarrverbände, sie haben sich auch bewährt – aber sie können nicht einfach immer größer werden, sondern brauchen eine Verwurzelung vor Ort.“

Die Kirche muss im Dorf bleiben: Was das Sprichwort so nonchalant aussagt, ist für die Planer am Reißbrett in den Generalvikariaten immer schwieriger einzulösen. Mehr Verantwortung für Laien, mehr Vertrauen zu Ehrenamtlichen sieht jetzt das neue Modell vor. Es wird viel Koordination brauchen – und viel Phantasie.

Robert Lappy ist Leiter des Projekts „Pastoral planen und gestalten“. „Wenn ich jetzt zum Beispiel das Thema Liturgie nehme, dann würde die Frage lauten: Wie gestaltet sich denn liturgisches Leben? Mit welchen Formen neben der Eucharistiefeier wollen wir das denn vor Ort pflegen? So einer Frage kann ja durchaus auch ein Ehrenamtlicher nachgehen.“ Wie die Umsetzung konkret aussieht, das soll von der Lage vor Ort abhängen. In allen drei Seelsorgebereichen des Erzbistums wird es jetzt erst einmal ein Pilot-Dekanat geben, in dem das neue Modell erprobt werden soll. Dabei will man vor allem darauf achten, wie Laien sich in ihrer Pfarrei einbringen können und wollen.

(st michaelsbund 21.03.2017 sk)








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