2017-03-19 09:54:00

Ägypten: Christen freuen sich auf den Papst


Die Christen in Ägypten freuen sich auf den Papst: Am 28. und 29. April kommt Franziskus nach Kairo, und er ist erst der zweite Papst der Neuzeit, der die ägyptische Hauptstadt besucht.

Am Samstag hat der Vatikan die Visite angekündigt. „Der Papstbesuch ist ein Segen für uns, für die Kirche und das ganze ägyptische Volk“, sagt der emeritierte Bischof von Gizeh, Antonios Aziz Mina, im Interview mit Radio Vatikan. „Wir freuen uns darüber, dass Franziskus unsere Einladung annimmt und kommt, um unser Land zu segnen! Natürlich erinnert uns das auch an die Visite des hl. Johannes Paul II. im Heiligen Jahr 2000.“

Im Februar 2000 hatte Johannes Paul eine Pilgerfahrt zum Berg Sinai unternommen; dabei hielt er sich Ende Februar auch in Kairo auf, feierte die Messe in einem Stadion, sprach mit dem koptischen Patriarchen und besuchte die islamische al-Azhar-Universität.

„Nach zwei Revolutionen versuchen wir, wieder auf die Beine zu kommen“

Ein vergleichbares Programm wird jetzt wohl auch für Franziskus gebastelt. Allerdings kommt dieser in ein radikal verändertes Ägypten: Damals regierte noch Mubarak, und „Misr“, wie die Ägypter ihr Land nennen, galt als Anker der Stabilität im Nahen Osten. Heute hat Präsident Sisi das Sagen, und Ägypten ist instabil. „Ja, die ganze Region – nicht nur Ägypten – ist leidgeprüft. Die Präsenz der Christen hier ist immer ein Zeugnis für das Kreuz... Dabei ist die Lage der Christen dieselbe wie die Lage der Ägypter im allgemeinen. Wir haben eine schwierige Zeit hinter uns. Nach zwei Revolutionen versuchen wir, wieder auf die Beine zu kommen. Wir brauchen die Hilfe der ganzen Welt. Als Christen erleben wir allerdings einen sehr günstigen, guten Moment für die Freihat des Kultes und der Religion.“

Christen in Ägypten – das sind vor allem Kopten. Eines der ältesten Christentümer der Welt. Sie hüten die Heiligen Stätten, die an die Flucht der Heiligen Familie vor dem Zorn des Herodes nach Ägypten erinnern, und haben sehr wechselhafte Beziehungen zur islamischen Mehrheit der Bevölkerung. Sisi stützt sich auf sie – auch weil die Kopten sich 2013 hinter seinen Putsch gestellt hatten. Und weil er sie als Verbündete in seinem Kampf gegen Islamisten sieht.

Starker Wille zum Dialog mit dem Islam

„Terrorismus muss vor allem mit der Kraft des Denkens, mit der Kultur und mit Liebe bekämpft werden. Mit Frieden, mit Zusammenleben, mit der Gleichheit der Rechte jedes Staatsbürgers in dem Land, in dem er lebt.“ Dieser Katalog von Bischof Antonios ist ziemlich weit von der heutigen Lebenswirklichkeit in Ägypten entfernt. Immerhin freuen sich die Christen im Land darüber, dass der Präsident jetzt mit aller Macht den moderaten Islam unterstützt. Das ist für sie buchstäblich lebenswichtig.

„Der Dialog mit dem Islam geht weiter. Es gibt einen starken Willen dazu, denn er ist wirklich notwendig. Man kann in dieser Welt nicht ohne Dialog leben, erst recht nicht ohne Dialog zwischen den Religionen. Zwar hat jede Religion ihre Dogmen, aber die Anhänger jedes Glaubens können miteinander reden, um einen Weg zum Zusammenleben zu finden und nicht so sehr die Unterschiede als vielmehr das, was uns eint, zu betonen.“

Das Land am Nil sei, recht besehen, immer ein Ort der Begegnung und des Austauschs gewesen: „Weil sich in Ägypten immer schon die Völker getroffen haben. Hier stoßen Asien, Afrika, Europa zusammen. Wir hatten immer eine kosmopolitische Gesellschaft, die alle Völker dieser Regionen in sich aufnimmt. Gerade haben wir eine Periode des Extremismus hinter uns, aber wir müssen zurück zu den Wurzeln unserer Natur als friedliches Volk, das den Dialog und das friedliche Zusammenleben will.“

„Hier stoßen Asien, Afrika, Europa zusammen“

„Periode des Extremismus“: Damit meint der Bischof die kurze Präsidentschaft von Mohamed Mursi. Das Mitglied der islamistischen Muslimbruderschaft war aus den ersten freien Präsidentenwahlen nach der Revolution vom Tahrir-Platz 2011 als Sieger hervorgegangen. Seine Gegner warfen ihm aber eine Islamisierung der Institutionen vor und malten das Gespenst einer Diktatur an die Wand.

Was erhofft sich Bischof Antonios vom Besuch aus Rom? „Der Papst ist die einzige Macht der Welt, die ihre Stimme für die Menschenrechte und die Rechte der Völker erhebt – im Namen Jesu, im Namen Gottes. Das ist die wesentliche Botschaft, die wir uns vom Papst erwarten, wenn er nach Ägypten kommt: Dass er versucht, eine Kultur des Friedens unter den Völkern dieser Region anzuregen.“

(rv 19.03.2017 sk)








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