2017-03-18 10:46:00

Korea: Beten für die Geschwister auf der anderen Seite


In Südkorea wächst die Sorge vor einer militärischen Auseinandersetzung mit den nordkoreanischen Nachbarn. Erst an diesem Freitag hat der US-amerikanische Außenminister Rex Tillerson in Seoul bekräftigt, dass die militärische Option durchaus nicht vom Tisch sei, sollte Diktator Kim Jong-un mit seinen nuklearen Provokationen weiter machen. In dieses Klima der Spannung fällt ein besonderer Jahrestag: die Gründung der Diözese von Pyöngyang (Nordkorea) vor 90 Jahren. An diesem Samstag wird aus diesem Anlass der Apostolische Administrator von Pyönyang und Erzbischof von Seoul, Kardinal Andrew Yeom Soo-jung, eine Messe in der Myeongdong-Kathedrale in Südkoreas Hauptstadt zelebrieren – den katholischen Glauben in Nordkorea offen zu leben, das ist schon seit vielen Jahren nicht mehr möglich. Umso mehr beten die Südkoreaner für ihre Geschwister im Glauben im abgeschlossenen Norden, mit denen sie oft genug auch wirkliche Blutsbande verbinden.

Davon berichtet uns auch die koreanische Salesianerschwester Ausilia Chang. „Diese Gedenkfeier zum 90-jährigen Bestehen der Diözese von Pyöngyang ist ohne weiteres eine Gelegenheit zur Nähe für uns Christen aus Südkorea. Aber wenn dieser Anlass auch ein Ansporn für Nordkorea wäre, eine kleine Öffnung gegenüber dem Christentum zuzulassen, wäre das eine wunderbare Sache!“, so die Hoffnung der Salesianerin. Und sie schiebt nach: „Denn ich glaube, dass die Suche nach dem Sinn des Lebens auch dort präsent ist, oder vielmehr, vielleicht kann sie sogar noch lebendiger dort sein, wo ein unterdrückerisches Regime herrscht.“

Geheime Christen

Derzeit gibt es für die katholischen Gläubigen in Nordkorea keine Möglichkeit, ihren Glauben offen zu leben. Aussagen darüber zu treffen, wie viele Christen in Nordkorea wirklich leben, ist also schwer. Doch bei den wenigen Gelegenheiten, die man bisher gehabt habe, sei deutlich geworden, dass es durchaus noch zahlreiche Christen gebe, so Schwester Ausilia: „Zumindest in pectore haben sie den Glauben beibehalten, auch wenn sie ihn nicht offen bezeugen können. In Südkorea beten wir ständig für die Wiedervereinigung.“

Die Demarkationslinie, die nach dem Koreakrieg im Jahr 1953 festgelegt wurde, trennte ähnlich wie in der Geschichte der Bundesrepublik auch Familienangehörige voneinander, die nun auf der Seite der Halbinsel festsaßen, auf der sie sich im Moment des Waffenstillstandes befunden hatten. Daran erinnert auch Schwester Ausilia: „Viele Verwandte und sogar Ehepaare sind bei Kriegsende gewaltsam voneinander getrennt worden, mit dem Waffenstillstand. Auch von diesem Gesichtspunkt aus, mit den menschlichen Beziehungen, die unterbrochen worden sind und der Glaubensbezeugung, die nicht mehr möglich war, hat man immenses Leid verursacht...“

Man wisse zwar nicht genau, was auf der anderen Seite der Grenze vor sich gehe, doch das Gebet hat seine Wirkung, davon ist Schwester Ausilia überzeugt. „Ich bete, gemeinsam mit der Diözese, bei der Erinnerungsfeier dafür, dass es in nicht allzu ferner Zeit eine Öffnung für das Transzendente gebe möge, das heißt auch für Religionsfreiheit und Demokratie. In diesem Moment ist die Situation wirklich besorgniserregend. Dennoch hegen wir Hoffnung, denn die Hoffnung stirbt niemals!“

(rv 18.03.2017 cs)








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