2017-03-16 12:02:00

Papstmesse: Das Leid des anderen - „geht das in mein Herz?


Sich in seiner eigenen Welt einzuschließen und einzig und allein auf sein eigenes Herz zu verlassen, ist gefährlich. Darauf hat Papst Franziskus bei der Morgenmesse in Santa Marta hingewiesen. Er legte in seiner Predigt die biblische Erzählung vom armen Lazarus und dem namenlosen Reichen aus, die das Tagesevangelium nach Lukas Jesus in den Mund legt (Lk 16,19-31). Wenn ein Mensch nur in seinem abgeschlossenen Raum lebt, die Luft seines Wohlstands atmet, seiner Eitelkeit und seiner Sicherheit, wenn er nur sich selbst vertraut: dann, sagte der Papst, „verliert der Mensch den Kompass und weiß nicht mehr, wo seine Grenzen sind“.

Genau das sei dem reichen Mann passiert, der den armen Lazarus vor seiner Tür zu Lebzeiten keines Blickes würdigte, ihn aber im Jenseits um Hilfe in seiner eigenen Not bat.

„Er weiß genau, wer dieser arme Mann ist. Denn als er mit Abraham spricht, sagt er: schick mir Lazarus herüber. So, er wusste also seinen Namen! Aber Lazarus war ihm egal. War der Reiche ein Sünder? Ja. Aber von der Sünde kann man Abstand nehmen: man bittet um Vergebung, und der Herr vergibt. Sein eigenes Herz brachte ihn auf einen Weg des Todes, so sehr, dass er nicht mehr umkehren konnte. Denn da gibt es einen Punkt, eine Grenze, von der man nur schwer wieder zurück kann: das ist, wenn die Sünde in Verdorbenheit übergeht. Der Reiche wusste von den Nöten (des Lazarus), aber das war ihm egal: er selbst war ja glücklich.“

Und der Papst rief zu einer so ernsten wie konkreten Gewissenserforschung auf:

„Was fühlen wir im Herzen, wenn wir auf der Straße einen Obdachlosen sehen, oder Kinder, die ganz allein um ein Almosen bitten? „Naja, die sind ja von dieser Ethnie, die immer stehlen…“ gehe ich weiter, tue ich das? Die Obdachlosen, auch die gutgekleideten, die Armen, warum haben sie kein Geld für Miete, warum haben sie keine Arbeit… was fühle ich? Das gehört zum Panorama, zur Stadtlandschaft, wie eine Statue, wie die Bushaltestelle, wie das Postamt, und auch die Obdachlosen gehören dazu? Ist das normal? Seid vorsichtig. Seien wir vorsichtig. Wenn diese Dinge in unserem Herzen sich normal anfühlen – „naja, so ist es halt, das Leben… ich esse und trinke, aber um meine Schuldgefühle ein wenig zu erleichtern, gebe ich etwas Geld und gehe weiter – das ist nicht gut.“

Und wenn wir in den Nachrichten ein bombardiertes Krankenhaus sehen, fuhr der Papst fort: „spreche ich ein Gebet und dann lebe ich weiter, als ob nichts wäre? Geht das hinein in mein Herz oder bin ich wie der Reiche, dem das Drama dieses Lazarus, mit dem eher die Hunde Mitleid hatten, niemals ins Herz eindrang?“ Wenn das so wäre, sagte Franziskus, dann bin ich „auf einem Weg von der Sünde zur Verdorbenheit“. Und während der Sünder noch umkehren kann, schafft der Verdorbene das nur noch schwer, weil er in sich selbst verschlossen ist. „Erforsche, Herr, mein Herz und lass mich begreifen, auf welchem Weg ich bin. Das soll heute unser Gebet sein.“

(rv 16.03.2017 gs)








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