2017-03-15 10:47:00

UNO/Syrien: „Ein Massaker ohne Ende!“


Was in Syrien geschieht, ist „ein Massaker ohne Ende“. So bezeichnete der Vatikanvertreter bei der UNO in Genf, Erzbischof Ivan Jurkovič den Konflikt im Land. Der Ständige Beobachter des Heiligen Stuhls sprach bei der 34. Versammlung des UN-Rates für Menschenrechte. Es handele sich um eine „desaströse Situation“, sechs Jahre Gewalt haben hunderttausende Tote und Verletzte hinterlassen. Infrastrukturen, Häuser, Schulen, Krankenhäuser und Gebetsstätten seien zerstört worden, ganze Städte dem Erdboden gleichgemacht. Hungersnot und mangelnde medizinische Versorgung prägten den Alltag in Syrien, so der Vatikandiplomat.

„Der Heilige Stuhl will der syrischen Bevölkerung abermals seine Solidarität bekunden und insbesondere gilt diese den Opfern der Gewalt. Der Heilige Stuhl ermutigt die internationale Gemeinschaft, sich die Perspektive der Opfer anzueignen. Sechs Jahre des unnötigen Blutbades zeigen nur einmal mehr die Illusion und Nutzlosigkeit der Meinung auf, dass Krieg das geeignete Mittel ist, um jegliche Auseinandersetzung zu lösen.“

Der Vatikanmann scheut sich bei seinem flammenden Appell nicht, auch auf die Schuldigen des Konflikts hinzuweisen:

„Der politische Ehrgeiz und egoistische Interessen haben sich verquickt mit der Komplizenschaft derer, die Gewalt und Hass schüren, indem sie große Mengen an Waffen und Ressourcen zur Verfügung stellen. Das hat seit 2005 zu einem Exodus von fünf Millionen Menschen aus Syrien geführt. Zurückgeblieben sind 13,5 Millionen Menschen, die Hilfe brauchen. Die Hälfte davon sind Kinder.“

Der einzige Lösungsweg sei der Dialog auf allen Ebenen, so Erzbischof Jurkovič. Positiv zu bewerten seien hierzu die jüngsten „kleinen Schritte“. „Ich will aber ganz klar betonen, dass es keine militärische Lösung für Syrien geben kann. Wir dürfen nicht der Logik der Gewalt nachgeben, weil Gewalt nur weitere Gewalt auslöst.“

Besonderes Augenmerk legte der Vatikanvertreter bei seiner Ansprache vor der UNO in Genf auf die syrischen Kinder: „Es ist inakzeptabel, dass sie den höchsten Preis für diesen Konflikt bezahlen müssen. Einige von ihnen kennen kein anderes Leben als den Krieg. Andere wiederum sind unter dem Bombenhagel auf die Welt gekommen. Sie leiden unter einem enormen psychologischen Druck. … Selten sieht man auf ihren Gesichter ein Lächeln. Das Leid ist in ihren verängstigten Augen sichtbar. Sie stehen jeden Morgen mit dem Lärm der Bombenexplosionen auf.“

Der Ständige Beobachter bei der UNO zitierte auch Papst Franziskus, der sich mehrmals zum Syrienkonflikt geäußert hat und erinnerte daran, wie der Papst die „gestohlene Kindheit“ der betroffenen Jugend angeprangert hat.

Der erneute Friedensappell des Heiligen Stuhls laute deshalb: „Frieden, Vergebung und Versöhnung. Mögen sie über die Gewalt und Ressentiments obsiegen. Sechs Jahre des Konflikts zeigen, dass die internationale Gemeinschaft als solche verloren hat. Die Situation in Syrien liegt in unserer Verantwortung als Teil der ,Familie der Nationen´. Die Menschenrechte für das syrische Volk, unabhängig von der religiösen und ethnischen Zugehörigkeit der Einzelnen, müssen immer geschützt werden und für alle gelten.“

Gerade religiöse und ethnische Minderheiten in Syrien bedürften aber eines besonderen Schutzes, fügte Jurkovič an. Sie dürften nicht als „Tauschware für geopolitische Interessen“ betrachtet und benützt werden. Hier meinte er wohl beispielsweise die Kurden.

„Die Würde eines jeden Menschen muss Vorrang vor jeglichen Machtansprüchen und Rachegelüsten haben. Das ungerechte Leid der unschuldigen Opfer dieses sinnlosen Massakers müsste eigentlich alle dazu verleiten, sich für einen seriösen Dialog stark zu machen und für eine Zukunft des Friedens und der Gerechtigkeit einzustehen.“

(rv 15.03.2017 mg)








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