2017-03-12 08:00:00

Umweltexperte Steiner: Jeder kann „nachhaltig“ handeln


Nachhaltiges Wirtschaften und Umweltschutz – jeder Einzelne kann dazu beitragen. Daran erinnert Achim Steiner, der bis 2016 Exekutivdirektor des UN-Umweltprogramms UNEP war und ab diesem Jahr Direktor der Oxford Martin’s School an der Universität Oxford ist. Im Interview mit Radio Vatikan gibt der Umweltexperte konkrete Empfehlungen, wie jeder einzelne Bürger den Raubbau an der Natur vermindern und nachhaltiges Wirtschaften fördern kann.

„Als Einzelner können wir zum Beispiel in unserem Konsumverhalten erst einmal entscheiden, welche Produkte wir kaufen: Können wir nachvollziehen, ob ein Produkt nachhaltig produziert wurde? Das ist schon einmal, glaube ich, fast der wichtigste Ausgangspunkt. Denn Unternehmen, auch Staaten und Volkswirtschaften, hängen letztlich von der Nachfrage im Markt ab. Wenn wir als Konsumenten, als Verbraucher, uns genau darüber informieren, ob hier tropischer Regenwald zerstört wurde, ob hier Fischerei betrieben wird, nicht im nachhaltigen Sinne, sondern Raubabbau, wenn wir auch bei dem Verbrauch von Materialien darauf achten, dass die Wiederverwendung viel stärker in den Vordergrund kommt, dann tragen wir erst einmal dazu bei, dass wir die Nachfrage, die ja letztlich auch den Verlust der Natur herbeiführt, verändern.“

Zweitens brauche es im Schutz der Arten und der Umwelt mehr internationale Zusammenarbeit und Gesetze, so Steiner. Er verdeutlicht dies am Beispiel des Fischfangs und der Holzwirtschaft:

„Die Weltmeere sind heute im Grunde ein offenes Jagdgebiet und in vielen Bereichen gar nicht einem internationalen Rahmengesetz unterlegt. Das heißt, man kann sich dort wie im Wilden Westen bewegen. Von daher auch die dramatischen Einbrüche bei Fischbeständen und Zerstörung in den Ozeanen. Dann beim Waldwirtschaften: Auch hier, nicht nur der tropische Regenwald, sondern auch die Waldgebiete in Europa, in den Vereinigten Staaten, überall wird Wald mehr oder weniger nachhaltig bewirtschaftet und es ist die Nachhaltigkeit, die in den Vordergrund rücken muss. Auch hier ist nicht nur der Staat gefragt, sondern auch die Unternehmen, die Industrie und auch die Landwirtschaft zusammen mit den Verbrauchern. Wenn wir diese Akteure zusammenbringen können und gemeinsam an dem Natur- und Artenschutz arbeiten, dann gibt es keinen Grund, warum wir nicht auch die Ziele der Artenschutzkonvention erreichen können.“

Angesichts der zunehmenden Komplexität der globalisierten Welt hätten viele Menschen vor allem im Bereich des Umweltschutzes den Eindruck, sie könnten hier nichts verändern. Tatsächlich sei aber das Gegenteil der Fall, erinnert der langjährige UN-Umwelt-Experte:

„Wir leben in einem Zeitalter, in dem uns Informationen zur Verfügung stehen, wie noch nie zuvor, wo wir handeln können, durch unser Verhalten, indem wir Entscheidungen treffen, ob wir öffentliche Verkehrsmittel nutzen, ob wir fossile Brennstoffe nicht mehr nutzen und vor allem, ob wir uns auch engagieren, ob in einer Schule, in einem Unternehmen, in der Familie. Überall gibt es erstaunliche Möglichkeiten, Dinge anders zu machen, und damit beginnt, glaube ich, für viele nicht nur die Erkenntnis, sondern auch die Ermutigung, dass man gemeinsam Dinge verändern kann. (…)  Wir haben die Wahl und ich glaube, jeder Einzelne muss dies für sich erst einmal im eigenen Umfeld entdecken, dann können wir auch gemeinsam mit anderen wirklich Weltpolitik verändern. Und das ist, glaube ich, der Weg, den wir als Einzelne aber auch in unserer Gemeinschaft gehen müssen.“

Das ganze Interview mit Professor Steiner läuft in unserer Sendung "Menschen in der Zeit" am Sonntagabend. Aldo Parmeggiani stellte die Fragen. 

(rv 10.03.2017 ap/pr)








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