2017-03-11 08:05:00

Jerusalem: Schwere finanzielle Probleme des Bistums


„Wir haben Probleme, wir sind in einer Krise, die uns in Gefahr bringt”: Wenn ein Bischof solche Worte für einen Brief an sein ganzes Bistum wählt, dann muss schon einiges in Unordnung sein. Pierbattista Pizzaballa ist zwar nicht Bischof von Jerusalem, er verwaltet das Lateinische Patriarchat aber. Und das hat einen Grund, wie er in dieser Woche in einem langen Brief erklärte. „Die Probleme haben dazu gefüht, dass ich als Administrator ernannt wurde, bis ein neuer Patriarch ernannt wird,” so Pizzaballa zu seinem Mandat. „Die Ernennung eines Administrators von außerhalb war eine überraschende Entscheidung und kam für viele als Schock“, schreibt er in seinem Brief.

„Es gibt Probleme in der Verwaltung und bei den Finanzen“, erklärt der Apostolische Administrator gegenüber Radio Vatikan. „Ich muss sagen, dass ich jetzt klarer sehe, was genau die Probleme sind. Und sie sind nicht klein.“ Seit Juli ist er im Amt, als Nachfolger des Patriarchen Fuad Twal, und die Zeit hat er genutzt, sich mit allen Priestern und Pfarreien zu treffen und genau zu sehen, was schief gelaufen ist. Spezifisch wird er nicht, als einzigen Problemfall nennt er ausdrücklich den Umgang mit der Universität Madaba in Jordanien, die zum Patriarchat gehört. „Ich habe alle Priester des Bistums besucht, zu Hause und einzeln, und gemeinsam haben wir die Finanzprobleme angesehen. Ich habe auch die Entschlossenheit bei ihnen gesehen, diese Situation anzupacken und Verantwortung zu übernehmen, was ich für wichtig halte.“ Es brauche allerdings Jahre, um da wieder heraus zu kommen, ergänzt Pizzaballa. „Es geht um Schulden, um ganz deutlich zu werden.“

In seinem Brief spricht er von Reformen und einer Erneuerung der Arbeit der Verwaltung. „Wenn es um diese Verwaltung geht, geht es irgendwie um einen ganz zentralen Aspekt, weil es um Transparenz geht und darum, wie wir pastorale Aktivität verstehen.“ Noch sei es schwierig zu sagen, ob sich bei den Gläubigen schon Misstrauen breit gemacht habe. „Es ist schwierig, weil es beim Thema Geld so viele Stimmen, so viele Meinungen gibt. Ich habe den Brief auch deswegen geschrieben, um die ganzen Gerüchte zu beenden, das Gemurmel und das Geschwätz, und um endlich mit etwas mehr Klarheit über das Thema reden zu können. Ich glaube, dass der Brief gut aufgenommen wurde, weil sie zumindest ein offenes Wort bekommen haben. Ich glaube auch, ein Klima des Vertrauens und der Solidarität wahrzunehmen.“ Die Übereinstimmung aller sei aber eine Illusion, das sieht auch der Administrator, und die Probleme seien schwerwiegend. Aber er fühle sich nicht alleine, „und ein großer Teil des Bistums sei bereit, mit Ausdauer diese Situation anzugehen.“

Der italienische Franziskaner Pizzaballa kennt Israel und die Palästinensergebiete gut. Er war Kustos der Heiligen Stätten, bevor ihn Papst Franziskus auf den neuen Posten in Jerusalem berief.

(rv 10.03.2017 ord)








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