2017-03-09 14:45:00

Deutsche Bischöfe: Priestertum, Viri Probati und Ökumene


Europa, Stärkung des Priestertums, Suizidbeihilfe: Die Themen, über die die deutschen Bischöfe bei ihrer Vollversammlung gesprochen haben, waren vielfältig. Geprägt waren die Unterredungen auch durch das erste Interview des Papstes mit einem deutschen Medium, der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, bei der Abschluss-Pressekonferenz der Frühjahrsvollversammlung an diesem Donnerstag betonte. „Das hat uns natürlich auch beschäftigt. Aber das nahm nicht die gesamte Diskussion ein“, fügte er an. Die offene und kraftvolle Sprache, die der Papst benutze, helfe auch dem Auftreten der katholischen Kirche, lobte der Kardinal das Interview. 

Priestertum: Mit Papst schon über „viri probati“ gesprochen

Die deutschen Medien hatten vor allem die Papstworte zu „viri probati“ im Interview mit der Wochenzeitung „Die Zeit“ hervorgehoben. Das Zölibat stand jedoch nicht zur Debatte, so Kardinal Marx. Zur Anregung des Papstes sagte er: „Das Interview kam ja erst nach den Diskussionen. Doch wir haben das Thema auch schon beim Ad Limina-Besuch in Rom angesprochen.“ Insofern seien die Äußerungen, die nun zu lesen waren, keinesfalls überraschend gewesen. „Wir müssen über die pastorale Dimension nachdenken“, fügte der Kardinal an. Es gebe hier keine Tabus, doch die Überlegungen beträfen eher Extremsituationen wie weit abgelegene Diözesen, die beispielsweise aus Priestermangel nur einmal jährlich die Sakramente empfangen könnten. Weiter sagte er: „Wir haben all die Argumente dafür und dagegen, aber wer immer diese Entscheidung treffen muss, kann dies ja nur auf einer weltkirchlichen Ebene tun und muss auch die Folgen bedenken." Die Entscheidungen, die bis jetzt auf weltkirchlicher Ebene getroffen worden seien, hielten klar an der ehelosen Form des Priesterlebens fest. „Und ich sehe momentan keine Willensbildung in der Kirche, das zu verändern. Ich sehe eine neue Möglichkeit, über die Frage nachzudenken, aber wenn das nun ein Aufbrechen der ehelosen Lebensform bedeuten würde, würde ich da größte Bedenken haben."

Amoris Laetitia war kein Thema

Amoris Laetitia war im Übrigen kein Thema bei der Vollversammlung. Der Papst habe, so antwortet der Kardinal auf eine Reporterfrage, das kürzlich erschienene Hirtenwort der Deutschen Bischöfe zu Amoris Laetitia wohlwollend zur Kenntnis genommen. Doch es habe hierbei nicht viel zu diskutieren gegeben. „Es gibt keine Bischofskonferenz, die sich gegen dieses Schreiben ausgesprochen hat“, so Kardinal Marx. „Es gibt immer einen Interpretationsrahmen, aber Amoris Laetitia ist nicht missverständlich“, erläuterte er das Papstschreiben. Es bleibe bei einer Einzelfallprüfung im Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen, erinnerte er an die Stellungnahme der Bischöfe im Deutschen Hirtenwort.

Die Bischöfe haben im Reformationsjahr 2017 auch über das gemeinsame Abendmahl mit der lutherischen Kirche gesprochen. Man habe lange auf Weisungen aus Rom gewartet, das habe den Diskussionsprozess der vergangenen Jahre etwas verlangsamt, erklärte der Kardinal. Doch dies sei ein Thema, das nach Kirchenrecht in den lokalen Bischofskonferenzen zu behandeln sei, und dafür habe man nun auch im Bischofsgremium selbst einen entsprechenden Rückhalt. Es ginge dabei aber vor allem um die gemischtkonfessionellen Ehen. Hier wolle man keine „Kasuistik“, betonte Marx, „sondern wir wollen Kriterien erarbeiten, wo eine solche Kommuniongemeinschaft der konfessionsverschiedenen, sakramentalen Ehen denkbar ist.“

Migration: Willkommenskultur hochhalten

„Es gibt kein nachlassendes Engagement in unseren Pfarreien“, stellte Kardinal Marx fest. Es gehe jetzt darum, die Integrations- und Willkommenskultur hochzuhalten. Die Bischöfe seien den Freiwilligen dankbar. Jeder solle die Chance bekommen, in Deutschland eine Zukunft haben sowie mit Respekt behandelt zu werden. Es scheine dabei aber die zentrale Frage zu sein, bedauerte Marx, wie die Kirche zu Parteien wie der AfD stehe: „Es kann nicht unser Zugang zur politischen Debatte sein, indem wir Listen aufstellen, welche Parteien zu wählen sind und welche nicht. Vielmehr müssen wir, und das werden wir mit zunehmenden Wahlkampf ja auch tun, in unseren Stellungnahmen nennen, was für einen Christen wichtig ist.“ In Planung sei in diesem Zusammenhang auch eine gemeinsame Stellungnahme mit der Evangelischen Kirche in Deutschland, kündigte der Kardinal an. Doch die Gewissensentscheidung für oder gegen eine Partei müsse jeder für sich selbst treffen, so der Münchner Erzbischof. Denn keine Partei könne alle Kriterien erfüllen, es gebe jedoch gewisse „rote Linien“, die nicht überschritten werden dürften.

Weihbischof Dominikus Meier aus Paderborn wurde zum DBK-Beauftragten für die Christen aus dem Orient ernannt, um insbesondere die Christen aus den Ostkirchen zu unterstützen. Die Situation in Syrien, im Irak und in Afghanistan sei traurig und deprimierend, so Kardinal Marx. Deshalb müsste die katholische Kirche jenen Menschen helfen.

Kirchenfinanzierung und Lebensschutz

Kardinal Marx räumte außerdem ein, dass in den vergangenen Monaten die Finanzierung für kirchliche Einrichtungen durch die Bischofskonferenz nicht immer gut kommuniziert wurde. „Was wird finanziert durch die Bischofskonferenz, was muss andere Wege gehen, wo muss sich etwas entwickeln, diese Gespräche sollen weiter geführt werden.“ Dabei müsste auch das Beschlussfassungsverfahren auf den Prüfstand gestellt werden.

Auf die Frage einer Reporterin, ob die Bischofskonferenz sich in der Lage sehe, im Rahmen ihres Einsatzes für den Lebensschutz auch stärker für den Marsch für das Leben zu werben, antwortete Kardinal Marx: „Der Lebensschutz ist nicht identisch mit dem Marsch für das Leben. Der Lebensschutz wird von der katholischen Kirche sehr ernst genommen und wir haben sehr vielfältige Initiativen und Einrichtungen, die sich dem Lebensschutz widmen. Das gilt sowohl für beratende Tätigkeiten wie auch für freie Initiativen, die ich sehr begrüße, denn nicht alles muss kirchenamtlich gemacht werden. Es gibt gerade in diesen Bereichen viele Menschen, die sich sehr engagieren, aber auch institutionalisierte Beratungen und Hilfen der unterschiedlichsten Art." 

(rv 09.03.2017 mg)








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