2017-03-07 10:45:00

Ägypten: „Dschihadisten wollen Sinai von Christen säubern"


In Ägypten geht der Exodus christlicher Familien von der Halbinsel Sinai weiter. Vor drei Wochen hatten Dschihadisten des sogenannten Islamischen Staates dort sieben koptische Christen ermordet. „Schon in den vergangenen Monaten haben dort die Attacken fanatischer Gruppen gegen die Christen zugenommen, die unter jedwedem Vorwand vorangetrieben werden“, erklärte im Gespräch mit Radio Vatikan der ägyptische Jesuit Samir Khalil Samir, Islamwissenschaftler am päpstlichen Orientinstitut in Rom. „Die Dschihadisten wollen den gesamten Sinai von Christen säubern und aus der Halbinsel ein neues Eroberungsland machen. Da sie in Syrien und im Irak an Boden verlieren, weichen sie auf den Sinai aus, um ihren Kampf fortzusetzen. Und da es dort eine kleine Konzentration ägyptischer Christen gibt, ist das für sie ein willkommener Anlass, um zwei Schläge mit einer Hand auszuführen: den Sinai einzunehmen und Christen zu bekämpfen.“

Die Regierung in Kairo unter General Abdel Fattah al-Sisi steht Samir zufolge stark unter Druck, weil das Militär selbst auf dem Sinai Rückschläge im Kampf gegen die Dschihadisten einzustecken habe. Positiv vermeldet Samir, dass christliche Flüchtlinge aus dem Sinai in Ismailia am Suez-Kanal auch bei muslimischen Mitbürgern Aufnahme gefunden hätten und der Staat versuche, solche Initiativen zu unterstützen.

Auf religiöser Ebene  hat der Großimam der al Azhar-Universität, Ahmad Mohammad al-Tayyeb, jüngst die Gewalt gegen die Christen auf dem Sinai verurteilt. „Das sind Worte, die gesagt werden mussten, und ich denke, sie sind ehrlich“, kommentiert Pater Samir. „Aber das heißt nicht, dass er auf diesem Gebiet etwas tun wird oder etwas wird tun können.“

Die Verfolgung und Vertreibung ägyptischer Christen war Thema auch beim Besuch der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel vergangene Woche in Kairo. Sie erbat von Staatschef Abdel Fattah al-Sisi ausdrücklich Schutz der christlichen Minderheit vor den Angriffen fanatischer Islamisten, besonders der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Merkel hatte sich vom koptisch-orthdoxen Papst-Patriarchen Tawadros II. über das Ausmaß der jüngsten Ausschreitungen berichten lassen.

(rv/kap 07.03.2017 gs)








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