2017-03-03 13:08:00

Gazastreifen: Entbehrung und Isolation


Hat der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu die Gefahren für seine Soldaten unterschätzt, als er 2014 zum Gazakrieg geblasen hat? Dies legt ein israelischer Untersuchungsbericht nahe, der in diesen Tagen vor allem in Israel selbst heiß diskutiert wird. Netanyahu selbst, aber auch andere hochrangige Akteure wie der damalige Verteidigungsminister Moshe Yaalon und der inzwischen ebenfalls abgetretene Generalstabschef Benny Gantz, hätten Warnungen des Geheimdienstes in den Wind geschlagen und sogar das Sicherheitskabinett unzureichend über Risiken informiert. Insbesondere die zahlreichen Tunnel, die die Hamas aus dem von ihr kontrollierten Gebiet nach Israel angelegt habe, hätten ein schweres Sicherheitsrisiko für die israelischen Streitkräfte dargestellt - 74 Soldaten hatten beim kurzen Gazakrieg 2014 das Leben verloren. Doch die zahlreichen Opfer, die die Palästinenser auch unter der Zivilbevölkerung zu beklagen hatten, finden in dem Bericht kaum Erwähnung, genausowenig wie das andauernde Leiden der palästinensischen Bevölkerung, das letztlich seine Entladung in einer Radikalisierung der Bewohner findet. 

Die Scharmützel an der Grenze zum Gazastreifen gehen jedenfalls ungeachtet des Berichtes weiter: Neben kleineren Feuergefechten sind es vor allem die Isolation und die damit einhergehende Schwierigkeiten, die der Bevölkerung im Gazastreifen zusetzen. Auch eine Gemeinde von 1.300 Christen lebt die Einschränkungen, denen die Bewohner des Gazastreifens täglich ausgesetzt sind. „Wir leben in einem Zustand von ständiger Spannung“, sagt Schwester Nadila von der palästinenischen Rosenkranzkongregation im Interview mit Radio Vatikan. Sie lehrt an einer Schule in Gaza-Stadt.

„Es herrscht keine klare Situation in Gaza, aber es gibt viele Schwierigkeiten, wie zum Beispiel das Fehlen von Elektrizität. Manchmal kommt sie für zwei Stunden, drei Stunden, acht Stunden – wir haben nie 24 Stunden lang Strom! Und das ist die größte Schwierigkeit. Dann ist da die Tatsache, dass man nicht raus kann; auch die Kranken, die ihre Medikamente holen wollen, haben Schwierigkeiten. Israel gibt Erlaubnisscheine aus, aber nicht für jeden, und die Wahrheit ist, dass diejenigen, die Geld haben, das Land verlassen. Aber die Armen, die nichts haben, was machen die?“

Die jungen Menschen im Gazastreifen hätten mit vielen Problemen zu kämpfen, sagt uns Schwester Nadila, die tagtäglich mit Kindern und Jugendlichen zu tun hat. Das größte Problem: Drogen. Der Radikalismus finde in diesem von der Außenwelt abgeschlossenen Terrain fruchtbaren Boden, betont sie. Hier versuche die Kirche gegenzusteuern:

Muslimische und christliche Schüler führen Altkleidersammlung durch

„Über die Pontifical Mission versucht die Kirche, Arbeitsmöglichkeiten für die jungen Menschen zu schaffen, in den christlichen Vereinigungen, den Schulen und einem Krankenhaus. Und wir selbst, in unserer Schule, stellen die jungen Leute ein, die auf dem Gebiet der Erziehungswissenschaften studiert haben.“

In Vorbereitung auf die Fastenzeit sammeln ihre Schüler, ob Christen oder Muslime, alte Kleider, um damit den Armen zu helfen. Eine gemeinsame karitative Geste, die zumindest die Barrieren zwischen Christen und Muslimen im Gazastreifen abzutragen hilft.

(rv/nzz 03.03.2017 cs)








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