2017-03-02 17:56:00

Marie Collins: Die Stimme der Opfer muss weiter gehört werden


Viel wurde in den vergangenen Tagen über die Beweggründe der Irin Marie Collins spekuliert, die Kinderschutz-Kommission zu verlassen. Am Mittwoch hatte der Vatikan mitgeteilt, dass Collins, die selbst als Dreizehnjährige von einem Kleriker missbraucht worden ist und seit der Einsetzung der Kommission 2014 durch Papst Franziskus mitgearbeitet hatte, die Brocken hingeworfen habe. „Mangelnde Zusammenarbeit“ durch Dikasterien der Römischen Kurie führte sie in ihrem Brief an den Papst an, in dem sie ihn über ihren Rückzug aus der Kommission in Kenntnis setzte. Faktisch arbeitet somit derzeit kein Opfervertreter mehr in der Kommission, der es doch vor allem um die Opfer geht – der zweite Opfervertreter, Peter Saunders, hatte vor rund einem Jahr um Beurlaubung gebeten, offiziell ist er aber noch Mitglied der Kommission.

Wir wollten es etwas genauer wissen und haben Marie Collins selbst nach den Motiven ihres Ausscheidens gefragt. In der Vergangenheit, so berichtet sie im Gespräch, habe es durchaus Kämpfe gegeben, aber die Kommission habe sehr harte Arbeit geleistet, um diese zu überwinden.

„Doch erst kürzlich hat es eine sehr konkrete Weigerung durch ein vatikanisches Amt gegeben, mit der Kinderschutz-Kommission zusammen zu arbeiten, die ich einfach inakzeptabel fand. Und an diesem Punkt fand ich: Wenn es im Vatikan in bestimmten Positionen noch Männer gibt, die nicht mit der Kommission zusammenarbeiten wollen, obwohl die nichts anderes zu tun versucht, als Kinder und andere Schutzbedürftige vor Schmerz und Missbrauch zu bewahren, dann kann ich als Opfer wirklich nichts anderes tun als zu gehen,“ so Collins. Sie wolle allerdings die Kommission nach wie vor in ihrer Arbeit unterstützen, beispielsweise bei Trainingsprogrammen für neue Bischöfe oder andere Vatikaneinrichtungen. Der Papst, so unterstreicht sie auch im Gespräch mit Radio Vatikan, habe stets voll und ganz die Arbeit des Gremiums unterstützt. Sie hoffe, dass „die Kommission die Hindernisse überwinden kann, die noch da sind.“

Mangelnde Zusammenarbeit

Die konkrete Schwierigkeit, die sie zu ihrem Rückzug bewogen habe, habe mit der Abfassung der Richtlinien für die Prävention von und den Umgang mit sexuellem Missbrauch in der Kirche zu tun, erklärt uns Marie Collins auf Nachfrage. Die Kommission hat Richtlinien erarbeitet, die die Bischofskonferenzen weltweit als Blaupause für die Formulierung von lokalen Richtlinien einsetzen sollen. Doch wie könne garantiert werden, dass diese Vorschläge aus Rom in den verschiedenen Ortskirchen wirklich umgesetzt würden, fragt Collins.

Man müsse wohl vor allem Wege finden, denen an der Kurie, die immer noch dagegen arbeiteten, zu zeigen, „dass die Kommission nicht von außen eindringt, um sich einzumischen oder ihre Arbeit zu übernehmen“, überlegt die Irin. Alles, was die Kommission wolle, sei, „zusammen zu arbeiten und voran zu gehen, indem man vorhandenen Ressourcen nutzt, um den Schutz von Kindern voranzubringen.“

Es sei „herzzerbrechend”, wenn einige Menschen dies „im Jahr 2017 schwierig finden, wenn wir doch die Geschichte kennen und nicht wollen, dass sie sich wiederholt.” Doch Collins zeigt sich auch zuversichtlich, was die Zukunft der Kommission angeht: „Ich weiß, dass die Kommission Erfolg haben wird! Und vielleicht werden diejenigen, die sich noch gesperrt haben, sich öffnen und realisieren, dass wir alle für die gleiche Sache arbeiten.“

Die Stimme der Opfer muss weiterhin gehört werden

Zwar sei momentan kein Opfervertreter wirklich aktives Mitglied der Kommission, doch es gebe auch andere Arten, auf die Opfer zu Wort kommen könnten, sagt Collins. Es liege nun in den Händen der Kommission selbst, zu entscheiden, ob sie einen neuen Opfervertreter als Mitglied bestimme oder ob sie jeweils Opfer von Missbrauch zu den Sitzungen einlade. Wichtig sei nur eines: „Dass die Stimme der Opfer weiter gehört wird.“

(rv 03.03.2017 cs)








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