2017-02-26 17:26:00

Fragerunde: Ökumene unterwegs, Südsudan und junge Kirchen


Ökumene macht man unterwegs, in Bewegung, nicht still stehend - und eventuell steht auch eine ökumenische Reise in den Südsudan an: Papst Franziskus beantwortete zum Abschluss eines ökumenischen Gottesdienstes einige Fragen anglikanischer Christen. Genau so hatte er es auch bei anderen ökumenischen Besuchen, etwa dem in der lutherischen Gemeinde Roms im November 2015, gehalten. Die Fragerunde bildete den Abschluss eines Papstbesuches in der Gemeinde All Saints in Rom.

Gegenseitige Kenntnis

Die anglikanische Kirche in Rom werde von vielen Besuchern fast für eine katholische Kirche gehalten, von König Heinrich VIII. hätten viele Katholiken gehört, aber von der anglikanischen Tradition und dem ökumenischen Fortschritt wenig. Auf die Frage, was man diesen Menschen sagen könne, antwortete der Papst lachend, dass man einfach sagen solle, dass die Beziehungen gut seien.

Dann verwies er auf die schwierige Vergangenheit der gemeinsamen Beziehungen, diese sei aber im historischen Kontext zu lesen und solle nicht, „wie eine Ikone“, ins Heute übertragen werden. Aber auch wenn es immer wieder „zwei Schritte voran, einen halben zurück“ gegangen sei, seien die Beziehungen nie abgebrochen gewesen, betonte der Papst.

Gemeinsam habe man die Heiligen, gemeinsam habe man auch das Mönchtum und die Tradition der Klöster. Nicht alles sei gleich zwischen bei beiden Kirchen, aber das sei eher Ansporn, weiter gemeinsam voran zu gehen.

Schwerpunkte der Päpste

Papst Benedikt XVI., habe davor gewarnt, die theologischen Debatten zu Gunsten von gemeinsamer sozialer Aktion zu vernachlässigen, er selber scheine genau das Gegenteil zu tun, stimme das?, war eine weitere Frage für den Papst. Er selbst kenne den Zusammenhang nicht, in dem sein Vorgänger das gesagt habe, eine Antwort sei für ihn also schwer, so Papst Franziskus.

Es gebe allerdings die –historisch verbürgte- Anekdote, nach der der Patriarch Athenagoras zum seligen Paul VI. gesagt hatte: „Wir machen die Einheit, und die Theologen sperren wir auf eine Insel,“ scherzte Papst Franziskus.

Aber Papst Benedikt habe Recht gehabt, es brauche eine theologische Debatte über Lehre und Sakramente, um zu den Wurzeln zu gelangen. „Aber das kann man nicht in einem Laboratorium tun, sondern nur auf dem Weg“, fügte er an. Doch in der Zwischenzeit helfe man sich gegenseitig, auch spirituell, das sei ein „Dienst der Nächstenliebe.“ „Ökumenischer Dialog geht nicht, indem man still steht, das geht nur auf dem Weg. Die Theologie betreibt man auch auf dem Weg,“ wiederholte Papst Franziskus ein gern von ihm gebrauchtes Wort. Er glaube nicht, dass er mit dieser Interpretation den Sinn der Aussage von Papst Benedikt verfälsche, genauso wenig wie die Realität des theologischen Dialogs selbst.

Weltkirche und Europa

In vielen Teilen der Welt sei die Ökumene zwischen Anglikanern und Katholiken besser und kreativer als hier in Europa, was könne man von diesen Kirchen lernen, lautete die dritte Frage. Weil sie jung seien, hätten diese Kirchen mehr Energie, antwortete der Papst. Eine Liturgie in London oder Rom sei anders als etwa in Afrika, dort würden sich Fragen und Leben ganz anders ausdrücken, „die Jungen haben mehr Kreativität“. Das gilt dann auch für die Gemeinsamkeiten zwischen den Konfessionen.

Er sei zum Beispiel gebeten worden, in den Südsudan zu reisen, und das von den Vertretern der drei großen Konfessionen dort. Die Bischöfe der Anglikaner, Presbyter und der katholischen Kirche vor Ort hätten ihn jedoch keineswegs alleine eingeladen, berichtete Papst Franziskus. Er solle mit dem Oberhaupt der Anglikaner kommen, mit dem Erzbischof von Canterbury Justin Welby. Die Beziehungen der drei großen christlichen Konfessionen seien ausnehmend gut, geeint von einem großen gemeinsamen Ziel: „Diese drei wollen gemeinsam den Frieden, sie arbeiten gemeinsam für den Frieden“, hier liege viel Kraft und Kreativität. Er selbst sei dabei, die Möglichkeiten einer solchen Reise zu prüfen, so Papst Franziskus.

Er erzählte auch von seinen eigenen Erfahrungen in Argentinien, vor allem von der Arbeit der Anglikaner und Katholiken gemeinsam für die Indigenen Völker im Norden des Landes. Die verantwortlichen Bischöfe seien Freunde und arbeiteten fruchtbar zusammen, bei Bedarf gingen die Gläubigen auch zum jeweils anderen in die Gottesdienste, um keinesfalls die Sonntagsmesse zu verpassen – und die Glaubenskongregation wisse dies, fügte der Papst verschmitzt an.

Klar sei insgesamt: „Die jungen Kirchen haben mehr Mut als wir, die nicht mehr so jungen Kirchen.“ Dies führe auch dazu, dass in den jungen Kirchen Ökumene leichter sei, das sei wahr, aber der theologische Dialog sei in den reiferen Kirchen stärker, und das könne Europa beitragen. „Uns täte es gut, beide Kirchen zusammen zu bringen“, etwa durch das Senden von Seminaristen in die jungen Kirchen.

Zum Abschluss des Treffens wurde noch eine Ankündigung gemacht: Die Partnergemeinden All Saints (anglikanisch) und Ognissanti (katholisch) würden jeden Freitag im Namen des Papstes am Bahnhof Ostiense in Rom ein Essen für Obdachlose anbieten, versprach Pfarrer Jonathan Broadman.

(rv 26.02.2017 ord)








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