2017-02-26 16:14:00

Besuch in anglikanischer Gemeinde: „Übermaß der Kraft“ Gottes


„Wahre und starke Gemeinschaft wächst und wird kräftig, wenn sie gemeinsam etwas für die tut, die es am Nötigsten haben. Durch das einstimmige Zeugnis der Nächstenliebe wird das barmherzige Antlitz Jesu in unserer Stadt sichtbar:“ Mit einer Botschaft der Gemeinschaft kam Papst Franziskus an diesem Sonntag Nachmittag zu Besuch in die anglikanische Gemeinde ‚All Saints‘ in Rom. Es war das erste Mal überhaupt, dass ein Papst eine anglikanische Kirche in Rom besuchte. Seit genau zweihundert Jahren gibt es diese anglikanische Gemeinde in der Stadt, das Jubiläum war Anlass für den Besuch. „Heute erkennen wir uns als das an, was wir sind, Schwestern und Brüder in Christus, durch unsere gemeinsame Taufe“, so Papst Franziskus mit Bezug auf die nicht immer einfachen Beziehungen zwischen den Kirchen.

„Der Fortschritt zu einer vollen Gemeinschaft mag manchmal langsam und unsicher erscheinen, aber heute können wir aus dieser Begegnung hier Ermutigung ziehen“, würdigte der Papst die ökumenischen Beziehungen mit der anglikanischen Kirche. „Zum ersten Mal besucht ein Bischof Roms eure Gemeinschaft. Es ist eine Gnade und auch eine Verantwortung: Die Verantwortung nämlich, unsere Beziehungen zum Lobe Christi zu verstärken, im Dienst am Evangelium und an dieser Stadt.“ Die gegenseitige Anerkennung und das gemeinsame Zeugnis helfe dabei, die wechselseitigen Vorurteile der Vergangenheit zu überwinden, der Papst würdigte vor allem die Gemeinde-Partnerschaft zwischen All Saints und der katholischen Gemeinde Ognisanti in Rom.

Stärke und Schwäche

Die Gedanken seiner Predigt bei einem ökumenischen Gottesdienst drehten sich zunächst um den Apostel Paulus und um den Gegensatz von schwach und stark. Paulus habe von „zerbrechlichen Gefäßen“ gesprochen (2 Kor 4), und damit die Gläubigen gemeint. „Paulus, Sünder dem vergeben wurde, erkennt demütig an, dass er ein zerbrechliches Gefäß ist. Aber er hat auch erfahren, dass genau hier, wo die menschliche Armseligkeit sich für das barmherzige Handeln Gottes öffnet, der Herr Wunder wirkt. So handelt das „Übermaß der Kraft“ (2 Kor 4) Gottes.“

In seinen Begrüßungsworten hatte der Pfarrer der Gemeinde, Jonathan Boardman, die weltweite Vorbildfunktion des Papstes und seinen Einsatz vor allem für die Schwächsten, darunter besonders die Flüchtlinge und Migranten gelobt.  Darauf antwortete der Papst in seiner Predigt mit dem Hinweis, dass „die Barmherzigkeit Gottes die Quelle alles christlichen Dienstes ist.“

Eine Frage der Identität

Beim Apostel Paulus sei sein Einsatz in seiner Demut begründet. Diese sei nicht nur eine „schöne Tugend“, so der Papst, sondern „eine Frage der Identität. Paulus versteht sich als Diener, der nicht sich selbst verkündet, sondern Christus Jesus, den Herrn.“ Er sei für seine Schwachheit von der Gemeinde in Korinth, der er schreibt, kritisiert worden, ironisch nenne Paulus seine Kritiker „Überapostel“ (2 Kor 12:11).  Er selber baue nicht auf seine eigene Tüchtigkeit und Stärke, sondern allein auf die Treue Gottes und dessen Stärke in seiner eigenen Schwachheit. „Nur wenn wir unsere eigenen Schwächen anerkennen und um Vergebung bitten, scheint in uns die heilende Barmherzigkeit Gottes auf und wird so auch sichtbar für alle.“

Zu Beginn der Feier hatte Papst Franziskus gemeinsam mit anglikanischen Geistlichen eine neue Christus-Ikone gesegnet. Abschließend wurde von den beiden Gemeinden, welche der Papst angesprochen hatte, ihre Partnerschaft noch einmal formal bekräftigt. Gewürdigt wurde ausdrücklich die Initiative von Kardinal Walter Kasper, dessen Titelkirche Ognisanti ist, und der am Anfang dieser Partnerschaft gestanden hatte.

 

(rv 26.02.2017 ord)








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