2017-02-25 11:20:00

Papst: „Auch Paaren ohne Trauschein nahe sein“


Der Papst ermutigt Seelsorger dazu, auch jungen Leuten, die ohne Trauschein zusammenleben, nahe zu sein. „Das Herz Christi liebt auch diese Menschen“, sagte Franziskus bei einer Audienz an diesem Samstag. „In geistlicher und moralischer Hinsicht gehören diese Paare zu den Armen und Kleinen, für die die Kirche nach dem Vorbild ihres Herrn und Meisters eine Mutter sein will, die sie nicht im Stich lässt, sondern die sich um sie kümmert... Schaut auf diese Paare mit einem zärtlichen und mitfühlenden Blick. Diese Sorge um die Geringsten kommt direkt aus dem Evangelium und ist deswegen ein wesentlicher Bestandteil eurer Arbeit zur Förderung und Verteidigung des Ehesakraments!“

Der Papst empfing Pfarrer aus vielen Teilen der Welt, die in Rom an einer Weiterbildung der „Römischen Rota“, also des kirchlichen Ehegerichts, teilgenommen haben. Dabei ging es um die Vereinfachungen beim Prozess für eine Nichtigkeitserklärung einer Ehe, für die Franziskus kürzlich gesorgt hat (Motu proprio „Mitis Iudex“ und Motu proprio „Misericors Jesus“).

Erste Ansprechpartner

„In den meisten Fällen seid ihr die ersten Ansprechpartner für junge Leute, die eine Familie gründen und kirchlich heiraten wollen. Und an euch wenden sich auch die Eheleute, die wegen ernster Probleme in ihrer Beziehung eine Krise durchmachen und eine Neubelebung des Glaubens, eine Wiederentdeckung der Gnade des Sakraments brauchen. In einigen Fällen bitten sie euch auch darum, bei der Einleitung eines Ehenichtigkeits-Verfahrens zu helfen. Keiner kennt besser als ihr die Realität und Varietät von katholischen Ehen, Paaren ohne Trauschein, nur bürgerlich Verheirateten, gescheiterten Ehen, glücklichen und unglücklichen Familien. Ihr seid dazu berufen, Menschen in jeder dieser Situationen auf dem Weg zu begleiten, um Zeugnis zu geben und zu unterstützen.“

Realität von Ehe und Beziehung

Die erste Aufgabe der Pfarrer bestehe darin, „die Gnade des Ehesakraments zu bezeugen“ – durch die klare Ansage, dass die Ehe „zwischen einem Mann und einer Frau Zeichen der Union zwischen Christus und seiner Kirche“ sei. „Dieses Zeugnis gebt ihr konkret, wenn ihr die Verlobten auf die Ehe vorbereitet und ihnen klarmacht, welche tiefe Bedeutung der Schritt, den sie gehen wollen, hat, und wenn ihr die jungen Ehepaare in Momenten von Licht und Schatten, von Freude und Mühe begleitet.“

Gnade des Sakraments

Die kirchlich geschlossene Ehe sei eine „Ikone“ des dreifaltigen Gottes, so Franziskus. Gott spiegle sich sozusagen in den christlichen Eheleuten wieder und gebe der Ehe „den unauslöschlichen Charakter seiner Liebe“. „Doch während ihr dieses Zeugnis gebt, bitte ich euch, auch die zu unterstützen, denen klargeworden ist, dass ihr Bund nicht eine wirklich sakramentale Ehe ist, und die aus dieser Lage herauskommen wollen. Handelt in dieser heiklen und nötigen Lage so, dass eure Gläubigen in euch nicht so sehr die Experten für Bürokratie oder juridische Normen sehen als vielmehr Brüder, die zuhören und verstehen.“

Ehekatechumenat

Der Papst erinnerte noch einmal an einen Vorschlag, den er kürzlich bei einem Treffen mit der „Römischen Rota“ gemacht hatte – nämlich ein richtiggehendes „Katechumenat“ für junge Leute einzuführen, die heiraten wollen. Eine solche Zeit der Reifung solle „alle Etappen des sakramentalen Wegs einschließen“, von der Vorbereitung auf die Ehe über die Heirat bis in die „unmittelbar darauffolgenden Jahre“. „Vor allem euch Pfarrern ist ein solches Katechumenat anvertraut. Ich ermutige euch dazu, es trotz aller Schwierigkeiten, auf die ihr womöglich stoßt, ins Werk zu setzen. Und ich glaube, die größte Schwierigkeit besteht darin, die Ehe als eine soziale Angelegenheit zu sehen oder zu leben: Wir müssen das machen, aus sozialen Gründen. Dabei ist sie ein Sakrament, das eine lange, lange Vorbereitung erfordert.“

(rv 25.02.2017 sk)








All the contents on this site are copyrighted ©.