2017-02-21 13:59:00

Papst Franziskus: Solidarität statt Abschottung


Migranten aufnehmen, schützen, fördern und eingliedern: Mit diesem vierfachen Appell hat der Papst an diesem Dienstag erneut das Wort für Menschen ergriffen, die dazu gezwungen sind, aus verschiedenen Gründen ihre Heimat zu verlassen. Vor Vertretern des Internationalen Forums für Migration und Frieden ging Franziskus ausführlich auf Missstände und Probleme ein, die sich heute im Kontext von Migration und Flucht zeigen. Die Teilnehmer der Audienz kommen an diesem Dienstag in Rom zu einer Konferenz über Flüchtlinge zusammen, die vom vatikanischen Dikasterium für die Ganzheitliche Entwicklung des Menschen gemeinsam mit der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung und dem International Migration Network (SIMN) der Scalabrini-Missionare veranstaltet wird.

Mehrheit ist zur Flucht gezwungen

Migrationsbewegungen sind keine Erscheinung nur unserer Zeit, erinnerte der Papst in seiner Ansprache, das habe es in jeder Epoche gegeben. Nichtsdestotrotz habe das Phänomen heute ungeahnte Ausmaße angenommen: „Die gegenwärtigen Migrationsbewegungen stellen die größte Bewegung von Personen, wenn nicht Völkern aller Zeiten dar.“ Zweitens verlasse der Großteil der Migranten heute unfreiwillig ihre Heimat: Konflikte, Naturkatastrophen, Verfolgungen, Klimaveränderungen, Gewalt, extreme Armut und prekäre Lebensbedingungen seien die Ursachen.

Solidarität statt Abschottung

Aus diesem dramatischen Szenario leitet der Papst einen globalen Imperativ ab: „Gerechtigkeit“, „Zivilisiertheit“ und „Solidarität“ sind laut Franziskus die Prinzipien, die die Antwort der Weltgemeinschaft auf das Phänomen leiten müssen. Der Papst rief hier zu einem radikalen Sinneswandel auf und erteilte Egoismus und „populistischen Demagogien“ eine Absage. Statt der vorherrschenden „abweisenden Haltung“, statt Angst und Gleichgültigkeit gelte es eine „Kultur der Begegnung“ zu schaffen, die Grundlage einer „gerechteren und brüderlichen, besseren Welt“ sei.

Aufnahme in kleinen Einheiten effektiver

Mit Blick auf die Kriegsflüchtlinge und Opfer von Verfolgung formulierte der Papst konkrete Anregungen: Man müsse diesen Menschen „zugängliche und sichere humanitäre Kanäle öffnen“ und für eine angemessene und menschenwürdige Erstaufnahme sorgen. Eine Unterbringung in großen Auffanglagern hat sich dem Papst zufolge nicht bewährt: Solche Strategien der Bewältigung führten „nur zu neuen Situationen der Verletzlichkeit und des Unbehagens.“ Besser sei es, ankommende Menschen auf kleinere Einheiten zu verteilen: eine solche Aufnahme fördere die persönliche Begegnung und gewährleiste eine bessere Qualität der Unterbringung.

Schutz unbegleiteter Minderjähriger

Erneut drängte der Papst auf einen besseren Schutz der Migranten – unterwegs und in den jeweiligen Aufnahmeländern. Zu unterstützen seien vor allem unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die weit von ihrer Heimat entfernt und ohne den Schutz ihrer Familie seien. Auch gelte es dem Menschenhandel einen Riegel vorzuschieben, so der Papst. Franziskus fordert hier eine stärkere Kooperation der nationalen und internationalen Instanzen. Politik und Rechtsprechung müssten im Kampf gegen Menschenschmuggel und Schleuserkriminalität weitsichtig, konstruktiv und sachdienlich vorgehen.

Migranten in Entwicklungsarbeit einbeziehen

Unter dem Stichwort „fördern“ sprach Franziskus Maßnahmen an, die zur Verbesserung der Lebensumstände in den Herkunftsländern beitragen. Menschen müssten die freie Wahl haben können, auszuwandern und zugleich, „nicht auswandern zu müssen“, hielt Franziskus fest. Die internationale Gemeinschaft rief er zur Entwicklungszusammenarbeit im Interesse der betroffenen Menschen auf: die entsprechenden Projekte müssten Migranten aktiv mitgestalten können.

Umsichtige Integrationspolitik

Im Zusammenhang mit Fragen der Integration sprach sich der Papst für die Familienzusammenführung aus: Die Politik müsse der Integrität der Familien Vorrang geben und diese fördern. Zudem müsse sie eine „Kultur der Begegnung“ voranbringen, um Ghettobildung zu verhindern. Das gelte freilich auch für die Migranten, so Franziskus, Integration sei ein „Prozess der zwei Richtungen“.

(rv 21.02.2017 pr)








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