2017-02-20 18:07:00

D/Afghanistan: Fragwürdige Abschiebungen


Der Münchner Kardinal Reinhard Marx und der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm haben sich kritisch über Abschiebungen nach Afghanistan geäußert. Marx nannte diese am Montag in München „außerordentlich fragwürdig“. Er sprach sich dafür aus, stets auf den Einzelfall zu schauen. Auch Bedford-Strohm appellierte an die politisch Verantwortlichen, sehr genau hinzusehen, um welche Menschen es sich handle. Zudem verwies er auf den UNHCR-Bericht, der das Land als unsicher eingestuft habe.

Integrationsarbeit läuft ins Leere

„Wir machen uns große Sorgen um die Situation von Flüchtlingen, die schon sehr lange hier sind“, sagte der Landbischof. Für deren Integration hätten ehrenamtliche Helfer viel Zeit und Engagement aufgebracht. Nun müssten sie Angst haben, abgeschoben zu werden. Bedford-Strohm erinnerte dran, dass bei vielen von ihnen die Verfahren erst nach langer Prüfung negativ beschieden worden seien. Oft könnten diese schon gut Deutsch, hätten einen Job und seien damit integriert. Anders sehe es bei straffällig gewordenen Afghanen aus. Marx betonte, er sehe dies genauso.

Die Kirchenleitungen der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und der Freisinger Bischofskonferenz waren am Montag in München zu einem turnusmäßigen Treffen zusammenkommen. Auf der Tagesordnung standen die Themen Flucht und Asyl sowie die Anstrengungen der beiden Kirchen bei der Integration von Flüchtlingen.

EU-Abkommen mit Afghanistan

Die EU hat mit Afghanistan jetzt ein Abkommen geschlossen, das Abschiebungen in das Land erleichtern soll. Afghanistan soll von der Staatengemeinschaft bis 2020 jährlich etwa 1,2 Milliarden Euro erhalten, um unerwünschte Migration nach Europa zu bekämpfen und Asylbewerber zurückzunehmen. Unterzeichnet wurde die Vereinbarung am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz.

(kna/faz 20.02.2017 pr)








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