2017-02-15 16:27:00

Nicaragua: Neue Verhandlung gegen Ernesto Cardenal


Die Justiz von Nicaragua hat am 10. Februar das Verfahren gegen den suspendierten Priester und Dichter Ernesto Cardenal wieder aufgenommen. Es geht darum, ob er 800.000 Dollar für die Besetzung des Archipels Solentiname, einer Inselgruppe im Süden des Landes nahe der Grenze zu Costa Rica, zahlen muss. Dort hatte der Befreiungstheologe eine Kommune gegründet und sein Werk „Das Evangelium der Bauern von Solentiname“ geschrieben.

Der Gerichtsprozess gegen ihn hatte in den Jahren von 1980 begonnen, als Cardenal von einer deutschen Organisation die Mittel erhielt, eine Schule in Solentiname zu bauen. In den 1990-er Jahren hat sich der Verband für die Entwicklung von Solentiname dazu entschieden, die schulische Einrichtung in ein Hotel abzuändern. 2002 wurden Ansprüche auf das Hotel gestellt und gegen Cardenal geklagt. Abhängig ist der Gerichtsentscheid vor allem vom Präsidenten des Landes.

Cardenal wurde am 20. Januar 1925 in Granada, einer Stadt in Nicaragua, geboren. Er studierte Literaturwissenschaft in verschiedenen Ländern und empfing 1965 die Priesterweihe. Cardenal unterstützte die linke Sandinistische Nationale Befreiungsfront. Diese stürzte im Jahr 1979 die Somoza-Diktatur, die die Politik des Landes für mehr als 40 Jahre bestimmt hatte. Cardenal stieg zum Kulturminister von Nicaragua auf. 1985 wurde er wegen seiner politischen Tätigkeit in der Nationalen Befreiungsfront als Priester suspendiert.

Der heute 92-Jährige ist einer der engagiertesten Befreiungstheologen. Bekannt ist er vor allem für seinen Einsatz im Kampf gegen Ungerechtigkeiten in Lateinamerika. Vor Kurzem hat er sich offen der Regierung des Präsidenten Daniel Ortega widersetzt, den er der Willkür bezichtigt. Zudem wehrt er sich gegen das Projekt eines transozeanischen Kanals, den der Präsident an der Grenze zu Costa Rica bauen will. 1980 erhielt er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. 2005 wurde Ernesto Cardenal für den Literaturnobelpreis nominiert.

(cath.ch 15.02.2017 jg)








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