2017-02-14 11:37:00

Frühmesse: Kommt ein dicker Fisch in den Beichtstuhl...


Mut und Demut: Diese seltene Kombination haben die „Herolde“ in sich vereint, die die Kirche in vielen Teilen der Welt zum Wachsen gebracht haben. Männer wie die Slawenapostel und Europa-Patrone Kyrill und Methodius, deren Fest die Kirche an diesem Dienstag feiert.

In seiner Frühmesse in der Casa Santa Marta lobte Franziskus die beiden griechischen Missionare des 9. Jahrhunderts, die flugs eine neue Schrift erfanden, um die Bibel in Regionen wie Mähren oder Ungarn heimisch zu machen. Sie waren „Sämänner des Wortes“, die „Europa stärker gemacht haben“, so der Papst. Was brauche jemand, der wie sie „Botschafter“ des Evangeliums sein wolle? In erster Linie Mut.

„Man kann das Wort Gottes den Leuten nicht übermitteln, als wäre das nur ein Vorschlag: Hier, bitte, wenn dir das gefällt... Oder wie eine philosophische oder moralische Idee: Hier, so könntest du leben... Nein! Es ist etwas anderes. Es muss mit Offenheit und Kraft vorgestellt werden, damit das Wort, wie der heilige Paulus formuliert, bis zu den Knochen dringt. Das Wort Gottes muss mit Kraft verkündet werden – mit Mut! Wenn jemand keinen Mut hat... geistlichen Mut, Mut im Herzen... Wenn jemand nicht verliebt ist in Jesus, denn da kommt der Mut her, dann wird er zwar interessante Sachen sagen, etwas Moralisches, das gut tut – aber da ist dann nicht das Wort Gottes. Und dieses Wort ist dann nicht dazu imstande, ein Volk Gottes zu formen. Nur das Wort Gottes, das mit dieser Offenheit, mit diesem Mut verkündet wird, ist dazu imstande, das Volk Gottes zu formen.“

Mut – das ist das eine. Aus dem 10. Kapitel des Lukasevangeliums destillierte der Papst dann aber noch zwei weitere, nötige Charakteristika für einen „Herold“ des Gottesworts. Ein „etwas seltsames“ Evangelium sei das übrigens, bemerkte der Papst: Da rede Jesus von reicher Ernte, aber es seien nur wenige Arbeiter da. Und was könne man deswegen tun? Beten, das sei die Antwort Jesu. Beten, damit der Vater Arbeiter in seinen Weinberg schicke. Das Beten ist für den Papst das zweite Charakteristikum des „Herolds“.

„Das Wort Gottes wird auch mit dem Gebet proklamiert. Immer. Ohne Gebet kannst du vielleicht eine schöne Konferenz halten, einen schönen Unterricht – sehr gut. Aber das ist nicht das Wort Gottes. Nur aus einem betenden Herzen kann das Wort Gottes hervorkommen. Gebet, damit der Herr diese Aussaat des Wortes begleite, damit der Herr den Samen begieße, auf dass das Wort blühe. Das Wort Gottes wird mit dem Gebet verkündet – dem Gebet dessen, der das Wort Gottes verkündet.“

Mut, Gebet – und Demut, das ist für Papst Franziskus „das Dritte“. Jesus spreche ja im Evangelium davon, dass er die Jünger „wie Lämmer mitten unter die Wölfe“ schicke. „Der wahre Verkünder weiß, dass er schwach ist und sich nicht aus eigener Kraft verteidigen kann. – Du, geh wie ein Lamm mitten unter die Wölfe! – Aber Herr, sollen die mich etwa auffressen? – Geh einfach! Das ist der Weg... Ich glaube, es war (der hl. Johannes) Chrysostomos, der diesen tiefen Gedanken geäußert hat: Wenn du nicht wie ein Lamm unter die Wölfe gehst, sondern selber wie ein Wolf, dann wird dich der Herr nicht beschützen – verteidige dich dann eben selbst! Wenn der Verkünder sich für allzu intelligent hält oder wenn der, der die Verantwortung für das Vorwärtstragen des Gotteswortes hat, den Schlaumeier machen will: Ach, ich weiß schon, wie ich diese Leute zu nehmen habe! –, dann wird das übel enden. Oder er wird das Wort Gottes (nur) den Mächtigen, den Hochmütigen überlassen.“

Übrigens erzählte der Papst in seiner Predigt auch noch einen Witz, um das von ihm Herausgearbeitete anschaulich zu machen. Leider haben wir das nicht in der Hörfassung, aber laut Abschrift geht der Witz so: Kommt „ein dicker Fisch, ein großer Sünder“ in den Beichtstuhl, wo gerade der Priester direkt nach seiner Predigt Platz genommen hat, „und weint“ und will beichten. Der Priester denkt: Oh, da habe ich aber toll gepredigt, und „er fängt an, sich vor Eitelkeit aufzublasen“. Er fragt den Beichtenden: Welches meiner Worte hat Sie denn so berührt, dass Sie sofort den Drang zum Beichten verspürt haben? Antwort des reuigen Sünders: „Das war, als Sie gesagt haben: Gehen wir jetzt zu einem anderen Thema über.“

(rv 14.02.2017 sk)








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