2017-02-11 11:55:00

Missbrauch in Australien: Noch für Generationen erschütternd


Das Kapitel ‚Missbrauch und sexuelle Gewalt’ gehört zur Geschichte der Kirche dazu und darf nicht verdrängt werden: die furchtbaren Zahlen, welche von der ‚Royal Comission’ – einer staatlichen Untersuchungskommission – in der vergangenen Woche vorgelegt wurden, haben die Kirche erschüttert, erste Reaktionen sprachen von Scham und Trauma.

Ganz direkt und nicht über einen Text oder Brief wendet sich jetzt der Bischof des südlich von Sydney gelegenen Bistums Wollongong in einer Video-Botschaft auf Facebook an die Gläubigen und die Gesellschaft Australiens. Bischof Peter Ingham spricht vom Schaden, der von Priestern und Ordensleuten in seinem Bistum angerichtet wurde. Sie hätten ihre Autorität gegen die verletztlichsten Mitglieder der Gesellschaft gerichtet und durch diesen Missbrauch das Leben vieler Menschen zerstört.

„Bei den Untersuchungen der Royal Commission haben Opfer und Überlebende mutig ihre Geschichten erzählt“, würdigt Bischof Ingham. 11,7 Prozent aller Priester seiner Diözese seien – so hat es die Kommission ermittelt – zwischen 1952 und 2010 des Missbrauchs beschuldigt worden. „Am schlimmsten ist, dass jede abstrakte Zahl ein Leben repräsentiert, oder mehrer Leben, die zerstört wurden. Es sind nie nur Zahlen, es ist immer ein Kind.“

Hinter jeder Zahl eine Geschichte

Die Ergebnisse der Kommission seien unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Bistums mit Emotionalität, Schmerz und Abscheu wahrgenommen worden, berichtet Bischof Ingham weiter. Der angerichtete Schaden geht noch über die Opfer und Überlebenden hinaus, viele fühlten sich von den Tätern und von der Leitung der Kirche verraten. „Es besteht kein Zweifel, diese Ergebnisse werden die Kirche in Australien noch für Generationen erschüttern. Die Geschichte unserer Kirche wird und muss dieses Kapitel enthalten. Es darf nicht geleugnet oder verdrängt werden.“ Die Kirche müsse ihr Versagen an dieser Stelle anerkennen, es ginge um die Würde derer, deren Vertrauen missbraucht wurde, und um die, welche in Zukunft in der Kirche Jesus suchten. „Es braucht einen anhaltenden Prozess des kulturellen Wandels und stetiger Verbesserung. Wir wollen offen sein für die Einsichten der Royal Commission, um in Zukunft noch besseren Schutz gewährleisten zu können.“

Noch für Generationen erschütternd

Für sein Bistum stehe er dafür ein, Bischof Ingham lädt dazu ein, sich mit Beschwerden oder Beschuldigungen an die Zuständigen zu wenden, in seinem Video nennt er die Telefonnummern der Ansprechpersonen bei der Polizei. Er weist auch auf mögliche Hilfen für Opfer und Überlebende hin, auch hier nennt er die Telefonnummer des Bistums.

Die Arbeit der Royal Commission werde schwierig bleiben und viele bedrücken, auch hierfür biete die Kirche Hilfen an. „Ich bete darum, dass die Kirche demütiger werde, gerechter und mitfühlender. Wir beten auch für die Kommission, dass sie eine Quelle für Gerechtigkeit und Frieden für alle Betroffenen werde.“

 

(rv 11.02.2017 ord)








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