2017-02-05 08:30:00

Katholischer Journalismus: „Nicht den Mainstream verstärken“


In Zeiten, wo Menschen auf den Straßen den Nazi-Begriff „Lügenpresse“ rufen, in Zeiten der Umsonstkultur Internet, in Zeiten von „alternativen Fakten“, wie eine Sprecherin der US-Regierung sie proklamierte, wird ein den Tatsachen verpflichteter Agentur-Journalismus nicht einfacher. Er kostet Geld, hat wenig Glamour, wird kaum als solcher sichtbar, weil er nur Rohmaterial bietet, und er transportiert – im Idealfall – keine  Meinungen, sondern ausschließlich Fakten, was journalistisch rar geworden ist.

Radio Vatikan sprach mit zwei Leitern katholischer Nachrichtenagenturen, dem Chefredakteur des „Geburtstagskindes“ Kathpress, Paul Wuthe, und dem Chefredakteur der deutschen Katholischen Nachrichtenagentur, Ludwig Ring-Eifel. Beide betonen, in Zeiten des digitalen Wandels und der sich verändernden Medienlandschaft seien die klassische Agentur und das „Produkt“ Agenturmeldung nicht überflüssig geworden, im Gegenteil. Man werde mehr nachgefragt als früher. „Durch das Internet und durch die Möglichkeit, auf Online-Plattformen präsent zu sein, durch den Druck der Redaktionen, wird Agentur-Inhalt als journalistisch verlässlicher Inhalt wieder gefragt“, sagt Paul Wuthe. „Der hohe Wert einer gediegenen Information wird jetzt, durch die Auswüchse einer Mediendynamik, wo auch Falschnachrichten gezielt gestreut werden, mehr bewusst werden.“

Das Um und Auf: Verlässlichkeit

„Geprüfte Information, verlässliche Information, also das was wir liefern, ist ein Produkt, das nachgefragt wird“, bestätigt auch Ludwig Ring-Eifel. Der „Stempel“ Agentur-Nachricht verleihe gerade heute eine Glaubwürdigkeit, die viele andere News nicht hätten.

Immer mehr Medien setzen auf Verifikation als neues Arbeitsfeld, also auf Überprüfung von News und Berichten. Agenturen machten da auch mit, aber letztlich brauchten sie das gar nicht, sagt Ring-Eifel: „Was eine Qualitätsagentur anbietet, das sind gut recherchierte Nachrichten. Dieser Qualitätsstempel genügt, damit der Leser weiß, dass das, was da drin ist, verlässlich ist.“

Die Mediendynamik richtet Aufmerksamkeit immer auf den lautesten Schreier, den Trend, den Konflikt. „Der Vorteil einer kleinen Agentur mit einem klaren Profil ist, dass sie nicht bei allen Themen mitmachen muss“, Paul Wuthe auf die Stärke seiner Agentur hin. „Wir müssen nicht den Mainstream verstärken.“ Katholische Agenturen wirkten ergänzend und vertiefend und außerdem brächten sie Themen, die sonst niemand aufgreife.

Die Aufgabe katholischer Medien

Wenn man aber nichts Ergänzendes oder Erklärendes anzubieten habe, dann sollte man dazu als Agentur nichts sagen. Oftmals komme man auch zur Einsicht, dass etwa Enthüllungen gar nicht neu seien, das könne und müsse man dann auch sagen, so Wuthe: „Als Fachagentur haben wir die Aufgabe, die Dinge zu entzaubern und zu entmythologisieren, in einer sehr nüchternen Weise.“

„Das Entscheidende, was Agenturen hier liefern können, ist der direkte Blick auf die Ereignisse“, ergänzt Ludwig Ring-Eifel. Der eigene Blick, das Fachwissen, das Wissen um Bedeutung und die Fähigkeit zur Einordnung seien der wichtige Beitrag von katholischen Medien. „Das können Sie nicht von Zuhause am Schreibtisch und nicht, indem Sie tausend Tweets von irgendwoher zusammen suchen.“

Ein schwieriges Fachgebiet

„Solide Informationsquellen in einem sehr schwierigen Fachgebiet, im Fachgebiet Religion, das in der politischen und gesellschaftlichen Debatte eine wichtige Rolle spielt“: so könne man die Rolle der Agentur zusammenfassen, sagt Ring-Eifel.

Und da die Wichtigkeit von Religion in der öffentlichen Debatte eher noch wichtiger werden wird, sind beide zuversichtlich, was die Zukunft der katholischen Nachrichtenagenturen angeht: mit Solidität und Verlässlichkeit in die mediale Zukunft.

 

(rv 05.02.2017 ord)








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