2017-02-02 11:01:00

USA: Trump-Politik spiegelt Bürgerwut


Die Proteste gegen den neuen US-Präsidenten reißen auch in den USA nicht ab. Und doch hat Donald Trump in der Staatengemeinschaft einen soliden Rückhalt: Zu seinem Amt haben ihm Millionen von Menschen verholfen. Daran erinnert der US-amerikanische Jesuit und Publizist Thomas Reese im Interview mit Radio Vatikan. Dass jetzt eine Mauer zwischen den USA und Mexiko gebaut werden soll. sei eigentlich gar nicht so überraschend, findet der Journalist des „National Catholic Reporter“ – das Verhältnis zwischen beiden Ländern sei schließlich seit Jahren angespannt.

Trump hat vor allem Rückhalt bei sozial schwachen Protestwählern

„Das Problem ist ja nicht die Mauer an sich, sondern dass wir in den Vereinigten Staaten viele enttäuschte Arbeiter und vor allem Arbeitslose haben, die Mexiko als Konkurrenz betrachten. Dass es also soweit gekommen ist, ist also nicht Donald Trumps direkte Schuld, sondern die jener US-Wirtschaftsleute, die Arbeitsplätze aus den USA nach Mexiko verlegt haben, weil es dort billiger ist zu produzieren.“

Diese erzürnten US-Amerikaner hätten deshalb Donald Trump ihre Stimme gegeben. Dabei sei es ihnen nicht wirklich um die politische Zukunft der Staatengemeinschaft gegangen, sondern vielmehr darum, „etwas kaputt zu machen“, urteilt Reese. Gut zwei Monate nach der Protestwahl kehre inzwischen aber langsam wieder Nüchternheit ein:

„Jetzt ist vielen bewusst geworden, wie gefährlich eine solche Politik sein kann. Denn die neue Regierung will – und das haben wir jetzt gesehen – ihre Versprechen einlösen, die Trump im Wahlkampf geäußert hat.“

Viele hätten wohl gedacht, dass sich Trump nach seinem Sieg „mäßigen“ werde. Er selbst aber glaube nicht, dass die neue US-Administration „in ruhigere Gewässer“ zurückkehren werde, so der Jesuit, der die Vorgänge in Washington genau beobachtet. Eine destruktive Politik werden nun Überhand nehmen, prophezeit Reese.

Distanz zwischen Trumps politischer Linie und den US-Bischöfen „enorm“

Und wie bewerten die US-Katholiken die ersten Amtshandlungen des neuen Präsidenten? Trump hatte zuletzt einen neuen Richter für den Supreme Court ernannt. Neil Gorsuch gilt als konservativ und Verfechter der Pro-Life-Rechte. Mit der Entscheidung habe Trump zwar Sympathien bei den Katholiken gewonnen, so Reese.

„Doch das Verhältnis zur katholischen Bischofskonferenz wird meiner Meinung nach sehr konfliktreich sein. In Sachen Lebensschutz ist Donald Trump sowohl im Wahlkampf als auch in den ersten Amtshandlungen als neuer US-Präsident auf der Linie der katholischen Kirche, aber es gibt etliche Themenbereiche, in denen die Distanz zum Engagement der Bischöfe enorm ist. Denken wir nur an die Frage der Flüchtlinge und Migranten. Dennoch muss betont werden: Die Katholiken in den USA sind keine homogene Gruppe. Die Hispanics waren und sind gegen Trump, die klassischen weißen US-amerikanischen Katholiken hingegen wählen seit Jahren die Republikanische Partei.“

(rv 02.02.2017 mg)








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