2017-01-25 09:15:00

Malteserorden: Der Großmeister tritt zurück


Der Streit rund um den Malteserorden endet mit einem Rücktritt: Großmeister Matthew Festing hat sein Amt niedergelegt. Er reichte seinen Rücktritt am Dienstag bei einer Audienz mit Papst Franziskus ein, der ihn tags darauf annahm, heißt es in einer Mitteilung des vatikanischen Pressesaals vom Mittwoch. Zugleich habe Franziskus dem scheidenden Leiter des Malteserordens für seine Loyalität zum Papst gedankt und Festings Verfügbarkeit gewürdigt, „demütig dem Wohl des Ordens und der Kirche“ zu dienen. Der 67 Jahre alte Brite war 2008 an sich auf Lebenszeit zum Großmeister gewählt worden. Für eine Zeit des Übergangs wird nun der Großkomtur den Malteserorden leiten, der Österreicher Ludwig Hoffmann-Rumerstein. Danach, so heißt es in der Vatikan-Mitteilung, werde Franziskus einen Päpstlichen Beauftragten ernennen. Über die Position des von Festing abgesetzten Großkanzlers Albrecht von Boeselager gibt die knappe Note keine Auskunft.

Die Entlassung des Deutschen Boeselager im Dezember war  Anlass zu einer tiefen Krise in der Zentrale des Malteserordens, die auch zu einem Zwist mit dem Heiligen Stuhl führte. Boeselager betrachtete seine Entlassung als widerrechtlich und gegenstandslos. Zur Schlichtung des Streites setzte Papst Franziskus eine internationale Kommission ein, die den Vorgang untersuchen sollte. Berichten zufolge waren die Ermittlungen der Kommission bereits abgeschlossen, als Franziskus Festing am Dienstag in Privataudienz empfing und ihm, wie es aus dem Malteserorden heißt, den Rücktritt empfahl. Der Großmeister hatte die Einsetzung der Kommission durch den Papst nicht akzeptiert und die Zusammenarbeit verweigert. Als Leiter der Kommission wirkte der früheren Vatikan-Diplomat Erzbischof Silvano Tomasi.

Festing hatte die Entlassung Boeselagers mit „schwerwiegenden Problemen“ begründet, die während dessen Zeit als Hospitalier des Ordens aufgetreten seien, die dieser aber verschwiegen habe. Der Vorwurf lautete unter anderem, Boeselager habe seinerzeit zwei Programme in Entwicklungsländern unterstützt, die unter anderem Kondome verteilten, was der katholischen Lehre zuwiderläuft. Als Hospitalier war Boeselager von 1989 bis 2014 für die Koordination der humanitären Hilfe verantwortlich. Von Boeselager erklärte, die Vorwürfe seien längst ausgeräumt und seine Entlassung nicht rechtens. Mitte Januar reichte er eine diesbezügliche Klage vor dem ordensinternen Gericht ein.

Bis Franziskus einen päpstlichen Beauftragten für den Malteserorden ernennt, ist der Großkomtur interimistischer Leiter der Organisation. Diese Position bekleidet der Österreicher Fra Ludwig Hoffmann-Rumerstein. Der gebürtige Innsbrucker wurde 1994 ins Amt gewählt und 2014 bestätigt. 

Der Souveräne Malteserorden mit weltweit 13.500 Mitgliedern hat den Status eines Völkerrechtssubjekts. Kardinalpatron ist seit 2014 der US-amerikanische Kardinal Raymond Leo Burke.

(pm/ansa/ap/kna/rv 25.01.2016 pr/gs)


 








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