2017-01-20 14:30:00

Mauerbau in den USA: Das Überdruckventil wird zu gemacht


Der Mauerbau an der Grenze zu Mexiko gehört zu den Dingen, die Donald Trump in seinem Wahlkampf immer und immer wieder verkündet hat, um nach der Wahl dann etwas zurück zu rudern. An diesem Freitag tritt er sein Amt als 45. Präsident der Vereinigten Staaten an, wird er nun tatsächlich diese Mauer bauen? „Ja“ antwortet Prälat Bernd Klaschka entschieden, der Hauptgeschäftsführer des Lateinamerikahilfswerks Adveniat blickt sozusagen von Süden auf das Projekt Trumps und verweist darauf, dass es einen Vorläufer, einen Zaun, vielerorts schon gebe.

Trump reagiere mit der Mauer, für die er Mexiko auch zahlen lassen will, auf die in den USA empfundene Bedrohung durch zu viele Einwanderer. „Wie gehen wir mit den Migranten, die vom Süden kommen, um? Wie können wir die integrieren? Sie werden auch zum Teil als Bedrohung empfunden und auch als Menschen, die Arbeitsplätze weg nehmen. Das ist eine reale Situation und der muss Trump politisch begegnen. Und die politische Antwort ist bei ihm: Ich baue eine Mauer, wir schotten uns ab. Was er damit alles noch weiter beabsichtigt, weiß keiner.“

Teures politisches Kalkül

Dahinter steckt also politisches Kalkül, das sich Trump zwischen neun und zwölf Milliarden US-Dollar kosten lassen will. Aber war die Mauer im Wahlkampf nur Mittel zum Zweck, da viele Amerikaner Angst vor einem Mangel an Arbeitsplätzen haben? Immerhin entstünden durch den Mauerbau auch neue Arbeitsplätze, sagt Klaschka an. Trump wird es möglich, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Dennoch bleibt er skeptisch, ob die Mauer aller Hartnäckigkeit standhalten kann.

„Da werden ‚Kreativitätslösungen’ gesucht und die Korruption wird wachsen. Denn mir kann keiner sagen, dass die US-Amerikaner weniger anfällig für Korruption sind als andere Menschen. Und dann werden neue Wege gesucht. Und dadurch wird die Migration doppelt kriminalisiert.“ Einerseits würden sie im Augenblick nur geduldet, hätten keine Rechte und würden von Abschiebung bedroht. Andererseits würde nun auch der Grenzübertritt selber weiter kriminalisiert.

Zweifel daran, dass eine Mauer Lösungen bringt

Wie viele andere auch zweifelt Klaschka daran, dass die geplante Mauer die Probleme lösen werde. Klaschka verweist nicht zuletzt auf das Problemfeld des Drogenhandels. Seiner Einschätzung nach werde diese „Einkommensquelle“ neu als solche „entdeckt werden“, was wiederum zu einem Anstieg der Illegalität führen werde, denn „der größte Markt ist die USA“. So gesehen sei der Plan zum Mauerbau widersprüchlich.

Negativ wirke sich der geplante Mauerbau aber natürlich auch auf die Länder im Süden aus, erst auf Mexiko, dann aber auch auf die Länder Mittelamerikas. „Das Überdruckventil, das die USA bisher für viele Staaten Mittelamerikas waren, wird zugemacht. Und dann geht der Druck zurück in diese Länder, und das wird die Frage nach der Arbeitsplatzbeschaffung intensivieren. Alle Länder Mittelamerikas und auch Mexiko sind nicht in der Lage, die Nachfrage nach Arbeitsplätzen so zu stillen, weil sie eine junge Bevölkerung haben. Sie sind auch nicht so industrialisiert, um schnell Arbeitsplätze schaffen zu können. Und das wird dann die sozialen Konflikte, die sowieso schon bestehen, noch einmal vergrößern.“

Kriminalität durch Drogenhandel wird zunehmen

Wenn Trump anfange, die Mauer zu errichten, seien die Länder Lateinamerikas gefragt. Klaschka plädiert dafür, die Blickrichtung zu ändern und den Fokus zu verschieben: weg von der Anstrengung, alles daran zu setzen, „die Grenze zu überwinden“, hin zur Konzentration auf das eigene Land. Wenn sie „auf ihre eigenen Fähigkeiten“ schauen und die Kraft aufwenden, interne Probleme zu kösen, könnte die Mauer sie auch zur Eigeninitiative zwingen und somit eine Chance sein, unabhängig und wirklich autonom zu werden.

 

(rv 20.01.2017 (jp/ord)








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