2017-01-20 15:21:00

Franziskus informiert sich über Irlands Kirche


Nicht nur die Missbrauchsfälle in der irischen Kirche waren Thema bei der Privataudienz des Papstes für die irischen Bischöfe an diesem Freitag: auch Herausforderungen der Kirche wie die wachsende Armut im Zug der Wirtschaftskrise, Migration und die sinkende Zahl der Berufungen besprachen die Bischöfe Irlands mit Franziskus bei ihrem Ad limina-Besuch diese Woche im Vatikan. Weiter ging es um Vorbereitungen zum katholischen Weltfamilientag 2018 in Dublin, zu dem die Teilnahme des Papstes erwartet wird; der Vatikan hat die Reise bislang jedoch nicht bestätigt.

Voller Einsatz gegen Kindesmissbrauch zugesichert

Bei der mehr als zweistündigen Papstaudienz am Freitag hätten die Bischöfe ihre „volle Kooperation“ im Kampf gegen Kindesmissbrauch bekräftigt, sagten die Oberhirten auf einer Pressekonferenz am Sitz von Radio Vatikan im Anschluss an die Begegnung. Man bemühe sich um „höchste Kinderschutzstandards“, versicherten sie. Dennoch gebe es noch viel zu tun, sagte der Vorsitzende der Irischen Bischofskonferenz, Eamon Martin, mit Blick auf einen Bericht über Missbrauch in Nordirland, der am Freitag in Belfast vorgestellt wurde. Der Erzbischof von Armagh sagte laut dem Pressedienst SIR weiter, Franziskus persönlicher Beistand für Missbrauchsopfer sei eine „Inspirationsquelle“ für die Bischöfe.

Papst fragte nach Kritik

„Kein Thema wurde ausgespart“, resümierte der Dubliner Erzbischof Diarmuid Martin am Freitag nach der Privataudienz im Gespräch mit Radio Vatikan. Alle päpstlichen Behörden, die man besucht habe, hätten darum gebeten, „sehr offen und frei heraus zu sprechen“, so Martin. Franziskus selbst habe sich bei den Oberhirten erkundigt, ob es in Irland Kritik an der Kurie und dem Papst gebe, überhaupt sei die Begegnung „außergewöhnlich offen“ gewesen, sagte der Erzbischof. Bei den Gesprächen mit den verschiedenen Vatikanbehörden sei darüber hinaus die Rolle der Frau in der katholischen Kirche ein Thema gewesen, erzählte Diarmuid Martin weiter. Diese Frage beschäftige die irischen Bischöfe sehr, im Vatikan sei man auf entsprechende Ernsthaftigkeit beim Thema gestoßen.

Präsenz zeigen und Zuhören

Das Treffen mit dem Papst sei ein „Gespräch über die Kirche Irlands und all ihre Schwierigkeiten und Herausforderungen“ gewesen, führte Eamon Martin nach der Audienz gegenüber Radio Vatikan weiter aus. Franziskus habe dabei über ein „geistliches Amt der Präsenz“ gesprochen und Zugänglichkeit der Bischöfe für die Gläubigen angeregt: „Ein geistliches Amt des Ohres, in dem wir der Freude und den Hoffnungen, den Schwierigkeiten und den Ängsten unserer Leute zuhören, wir sie begleiten und sie dort abholen, wo sie sind. Dieser Ton hat unsere ganze Woche hier bestimmt.“ 

Ad-Limina-Besuche finden in der Regel alle fünf Jahre statt. Zuletzt waren die Bischöfe des Landes außerplanmäßig zur Besprechung des Missbrauchs Minderjähriger durch Kleriker im Februar 2010 im Vatikan gewesen. Papst Benedikt XVI. hatte im Anschluss daran einen weithin beachteten Hirtenbrief geschrieben.

Die irischen Bischöfe war die erste Gruppe im Vatikan nach einer langen Pause aufgrund des Außerordentlichen Heiligen Jahres der Barmherzigkeit. Die letzte reguläre Ad limina-Visite der Iren - vor dem Sonderbesuch 2010 - fand im Jahr 2006 statt. Auf der Insel Irland gibt es 26 Bistümer, die sowohl in der Republik Irland wie auch in Nordirland liegen.

(rv 20.01.2017 pr)








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