2017-01-19 11:42:00

Italien/D: „Wir erleben eine kostbare Zeit in der Ökumene“


Aufbruchsstimmung in der Ökumene: Für den leitenden Pfarrer der evangelisch-lutherischen Gemeinde in Rom, Pfarrer Jens-Martin Kruse, befinden wir uns derzeit in einer besonderen Zeit, was den Dialog zwischen den verschiedenen christlichen Konfessionen betrifft. Dieser Dialog wurde in seiner Gemeinde durch eine besondere Ausstellung gewürdigt. Zur Gebetswoche für die Einheit der Christen empfing Kruses Gemeinde den sogenannten Europäischen Stationenweg. Das ist eine Ausstellung, die seit November 2016 durch 67 europäische Städte wandert und über das Reformationsgedenken reflektiert.

Bei der Ausstellung in Rom ging es am Mittwoch um „500 Jahre Reformation – Vom Konflikt zur Gemeinschaft“, wie der Titel der Ausstellung war. Da wurden Reproduktionen von Texten aus den Anfangszeiten der Reformation gezeigt. Im Gespräch mit Radio Vatikan betont Pfarrer Kruse, dass Luthers 95 Thesen und die Bannandrohungsbulle von Papst Leo X. zwar für den Konflikt stünden, doch durch weitere Dokumente und Gesten solle deutlich werden, dass wir nun Richtung Gemeinschaft gehen. Dazu zählen die Rechtfertigungslehre oder der Abendmahlskelch, den Papst Franziskus der lutherischen Gemeinde in Rom bei seinem Besuch im November 2015 geschenkt hatte. Und an 2017 hat Pfarrer Kruse große Erwartungen:

„Ich glaube, wir erleben im Moment eine ganz besonders kostbare Zeit in der Ökumene. Wir erleben, einen neuen Aufbruch. Es ist ganz viel in Bewegung gekommen, gerade durch Papst Franziskus, und wir sind sehr dankbar für all die Dinge, die gerade passieren. Ich glaube, dass wir in dem Jahr 2017 ganz wichtige Schritte nach vorne machen werden.“

Dazu zähle auch die Gemeinsame Erklärung von Lund, die in der Ausstellung in Rom als Meilenstein auf dem Weg zur Gemeinschaft eingebracht wurde. Bei allem Anlass zum Feiern ist es Pfarrer Kruse ein Anliegen, die Wichtigkeit der zukünftigen Weiterarbeit nicht aus dem Blick zu verlieren.

„Wir versuchen als Gemeinde hier in Rom deutlich zu machen, dass jeder Verantwortung trägt. Und das, was wir heute Abend feiern an Gemeinsamkeit soll nicht nur ein schönes Fest sein, sondern soll dazu beitragen, dass jeder in seinem Alltag eben auch diesen Geist weiterträgt. Das ist ein Stück weit unsere Aufgabe in der Ökumene: All jenen, denen Ökumene am Herzen liegt, an der Stelle einfach deutlich zu machen, es gibt keinen Grund zur Resignation – im Gegenteil, im Moment sind alle Ampeln auf Grün gestellt.“

Durchaus zufrieden zeigte sich Pfarrer Kruse allemal. Gemeindemitglieder und Besucher hätten im Laufe des Abends die Kirche gefüllt und „durch die Bank sehr positiv“ reagiert.

Auf dem Abendprogramm standen außerdem ein Vortrag von Wolfgang Thönissen, Leitender Direktor des Johann-Adam-Möhler-Instituts für Ökumenik in Paderborn und Professor für Ökumenische Theologie an der Theologischen Fakultät Paderborn, sowie ein ökumenischer Gottesdienst mit Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. Der Europäische Stationenweg wird im Mai 2017 in Wittenberg enden.

(rv 19.01.2017 jg)








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