2017-01-18 14:21:00

Dominikanerfest: Theater macht Licht und Schatten erfahrbar


Der Dominikanerorden feiert sein 800-jähriges Bestehen. In der Schweiz fand dazu ein besonderes Theaterstück statt, das nun zum Abschluss der Feierlichkeiten auch in Rom zu sehen war.

Das Feiern der glorreichen Vergangenheit und die Sorgen für eine ungewisse Zukunft: Das sind die Zutaten des erfolgreichen Schweizer Theaterstücks „Kloster zu verschenken“. Dominikanerinnen und Dominikaner stellen darin die 800-jährige Geschichte ihres Ordens nach. In der Aula Minor im „Angelicum“, der Dominikaner-Universität in Rom, wurde das Stück am Mittwoch im Rahmen eines großen Dominikanerkongresses ein letztes Mal aufgeführt.

Das Charakteristikum des Ordens, das Wandern und Predigen, sollte durch das Stationentheater erfahrbar und anschaulich gemacht werden, verrät uns Sr. Ingrid Grave vom Kloster Ilanz. Sie ist Präsidentin des Trägervereins für das Theaterprojekt.

Wandern als Charakteristikum des Ordens

Sr. Ingrid: „Es ist ein Wander-Theater, weil wir ja auch Wanderprediger, Wanderpredigerinnen sein sollen und dann ist das Stück selbst auch nochmal am Wandern. In jedem Kloster hat man zuerst die Eingangsszene zum Beispiel in der Kirche gespielt und dann hat sich das Publikum aufgeteilt und dann wanderten die Szenen bzw. das Publikum wanderte durch das Kloster zu anderen Szenenorten hin. Die Szenen sind gewandert, das Publikum ist in Gruppen auch gewandert, also das war großartig.“

Zu Beginn des Stücks wurde dem Publikum eine Diskussionsrunde dargeboten, in der sich Fachleute aus unterschiedlichen Bereichen - wie Theologie, Politik und Denkmalpflege – zur Zukunft der zu verschenkenden Immobilie äußern. Als die Runde auszuarten droht, kündigt der Moderator eine Führung durchs Kloster an. Die Zuschauer durften es den Dominikanern gleichtun und durch die Schweizer Dominikanerklöster, in denen die Aufführung gastierte, wandern.

Auch mal in die Klausurräume schnuppern

Sr. Ingrid: „Sie müssen aufstehen, irgendwo hingehen. So, jetzt wandern wir durch das Haus und schauen uns die Immobilie, die es ja zu verschenken gilt, von Innen an, dann kann das Publikum ja nachher mitentscheiden, ob es das Ding jetzt haben will oder nicht. Das war natürlich nur Theater, aber so haben die Leute auch Räume gesehen innerhalb des Klosters, bis in die Klausur hinein, die sonst normalerweise gar nicht öffentlich zugänglich sind. Das war der große Vorteil, auch für die Zuschauer.“

Dabei konnten die Zuschauer auch in Räume vordringen, die normalerweise der Klausur vorbehalten sind – ein besonderes Erlebnis, betont Schwester Ingrid. An den einzelnen Stationen traten in aufwändigen und detailgetreuen Gewändern Persönlichkeiten auf, die den Orden geprägt haben oder mit ihm in Verbindung stehen. Dabei wurden auch die dunklen Seiten der Geschichte nicht ausgelassen. Die Schauspieler berührten und überzeugten durch ihre Eindringlichkeit und Authentizität.

Sr. Ingrid: „Aber das Publikum ist auch berührt von dem, was gesungen wird, von dem, was gesprochen wird, zum Beispiel Katharina von Siena oder die Inquisition, wo eine Frau im Kerker ist als Hexe und wo sie in furchtbarer Angst ist und wo sie auf den Dominikaner wartet, der sie am nächsten Morgen befragen wird, also alles ist drin.“

Ambivalenter Umgang mit dem Jubiläum

Das Stück sollte aber auch zur Geltung bringen, dass der Umgang mit dem Jubiläum ambivalent ist: Der Orden feiert ein 800-jähriges Bestehen. Zugleich steht die Frage im Raum, wie es weiter geht. Allein der Name des Stücks spricht für sich. Der Orden ist aktuell herausgefordert, weil die Klöster immer leerer werden und es keinen Nachwuchs gibt. Wie wird die Geschichte des Wanderns weitergehen? Die Zuschauer sind angehalten, darüber selbst nachzudenken und Antworten zu geben.

Sr. Ingrid: „Es war natürlich auch etwas Feierliches dabei, das spürt man sofort: die Gesänge, die vorkommen, da ist Feier drin. Aber es war schon auch eine Standortbestimmung. Es werden in der Schlussszene zum Beispiel Fragen gestellt an die Kirche, an den Orden. Wo stehen wir heute? Die Antworten bleiben aus. Also das Publikum geht mit gewissen Fragen nach Hause.“

Ein voller Erfolg war das Stück allemal. Die Karten waren bei allen Aufführungen restlos ausverkauft. Der Präsidentin zufolge hätte „ein so breites Publikum mit irgendwelchen historischen Vorträgen oder Festgottesdiensten“ nicht erfasst werden können. Vor besondere Herausforderungen stellte der römische Aufführungsort die Regisseurin des Stückes: In den Räumen der „Thomas-von-Aquin“-Universität konnten die Zuschauer nämlich nicht mitwandern, wie es der Natur des Stückes eigentlich entsprochen hätte. Ein bunter und informativer Einblick in die Ordensgeschichte mit ihren schillernden Persönlichkeiten konnte dem Publikum jedoch trotz dieser Schwierigkeiten eindrücklich vermittelt werden. Verfasser des Stückes ist der Schweizer Theologe Paul Steinmann, Annette Windlin führte Regie.

(rv 18.01.2017 jg)








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