2017-01-17 12:47:00

Papstmesse: „Kirche ist kein Parkplatz“


Ein Plädoyer für Mut und Hoffnung war die Papstpredigt von diesem Dienstagmorgen im Gästehaus Santa Marta: Ausgehend von der Lesung vom Brief an die Hebräer (Hebr 6, 10-20) stellte Franziskus die christlichen Tugenden den menschlichen Schwächen Faulheit und Egoismus gegenüber.

Seid eifrig und mutig wie siegeswillige Sportler, bleibt in Bewegung, so der Appell des Papstes. „Faule Christen“ lebten dagegen wie „im Kühlschrank“, formulierte er – damit alles so bleibe, wie es ist:

„Die faulen Christen sind Christen, die keinen Willen haben voranzugehen, die nicht kämpfen, um Dinge zu tun die verändern, neue Dinge, die uns allen gut täten. Das sind die faulen, die geparkten Christen: sie haben in der Kirche einen schönen Parkplatz gefunden. Und wenn ich sage Christen, sage ich Laien, Priester, Bischöfe… alle. Es gibt sie, diese geparkten Christen! Für sie ist Kirche ein Parkplatz, der das Leben aufbewahrt, und sie gehen nur mit allen möglichen Absicherungen voran. Diese regungslosen Christen lassen mich an etwas denken, was die Großeltern uns als Kinder sagten: ,Pass auf: Das Wasser, das stillsteht und nicht fließt, ist das erste, was unrein wird.‘“

Die Tugend der Horizonte

Und was macht Christen mutig? Was hält sie in Bewegung? Die Hoffnung – das, was „faulen“ Christen, die sich wie „in Pension“ verhalten, gerade fehle, so der Papst. Hoffnung sei wie ein Anker, an den man sich klammern kann, gerade auch in schweren Stunden, erinnerte Franziskus:

„Das ist die Botschaft von heute: die Hoffnung, jene Hoffnung, die nicht enttäuscht, die weiter geht. Eine Hoffnung, ,die ein sicherer und fester Anker für unser Leben ist‘. Die Hoffnung ist der Anker: wir haben sie ausgeworfen und klammern uns ans Seil, aber dort, indem wir dort hingehen. Das ist unsere Hoffnung. Man sollte nicht denken: ,Aber ja, da ist der Himmel, wie schön, hier bleibe ich…‘ Nein. Hoffnung bedeutet zu kämpfen, geklammert ans Seil, um dorthin zu kommen. Im alltäglichen Kampf ist Hoffnung eine Tugend der Horizonte, nicht des Sich-Abschließens! Vielleicht versteht man diese Tugend am wenigsten, wenn sie auch die stärkste ist. Die Hoffnung: mit Hoffnung leben, von Hoffnung leben, immer nach vorn schauen mit Mut. ,Ja, Vater‘, wird jemand von euch sagen, ,aber es gibt doch hässliche Momente, wo alles dunkel scheint, was also sollen wir tun?‘ Klammere dich ans Seil und halte es aus!“

Das Leben sei oftmals schwer, räumte der Papst ein, niemandem werde etwas geschenkt. Und auch mutige Christen irrten, fügte er an, doch „das tun wir alle“. Oftmals erscheine es auch fälschlicherweise so, als ob diejenigen, die sich nicht bewegten, niemals irrten. Wenn man aber nicht vorangehen könne, „weil alles dunkel und verschlossen ist“, müsse man aushalten und Beständigkeit haben und mit Hoffnung auf Gott vertrauen, wiederholte er. Und er lud zur Gewissenserforschung ein:

„Stellen wir uns die Frage: Wie bin ich? Wie sieht mein Glaubensleben aus? Ist es ein Leben der Horizonte, der Hoffnung, des Mutes, des Vorangehens, oder ein lauwarmes Leben, das die schweren Momente nicht erträgt? Möge uns der Herr die Gnade geben, unseren Egoismus zu überwinden – denn die geparkten Christen, die Christen im Stillstand sind Egoisten. Sie sehen nur sich selbst, verstehen es nicht, den Kopf zu heben, um den Herrn zu sehen. Möge uns der Herr diese Gnade geben.“

(rv 17.01.2017 pr)








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