2017-01-17 13:50:00

Bischof Ackermann: An Zweistaatenlösung festhalten


Die nicht abreißende Siedlungspolitik Israels und eine immer geringere Kommunikationsbereitschaft von Israelis und Palästinensern im Heiligen Land könnten das Zustandekommen einer Zweistaatenlösung schwierig machen – dennoch gibt es keine nennenswerte Alternative dazu. Das sagt im Gespräch mit Radio Vatikan Bischof Stephan Ackermann. Der Vorsitzende der Justitia et Pax-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz befindet sich derzeit im Heiligen Land, wo sich bis zum 19. Januar Bischöfe aus zwölf Bischofskonferenzen versammeln, um sich die Lage vor Ort zu informieren.

50 Jahre Besetzung der Palästinensergebiete

„Wir haben diesmal als Leitthema unseres Treffens das Thema ,50 Jahre Besetzung der palästinensischen Gebiete´. Insofern hat das Treffen dieses Mal einen starken politischen Akzent. Es ist ja klar, dass die israelische Besetzungspolitik nicht akzeptabel ist“, meint Bischof Ackermann. Diese Haltung hätten die Bischöfe immer schon vertreten – und die erst kürzlich erlassene Resolution der Vereinten Nationen hat das Thema weltweit nochmals stärker in den Fokus gerückt. „Wenn die Siedlungspolitik weiter so fortgesetzt wird, dann ist das ein massives Hemmnis, überhaupt zu einer Lösung zu kommen. Wie soll eine Zweistaatenlösung aussehen, wenn das Land immer stärker in einen Flickenteppich verwandelt wird?,“ fragt sich auch der Bischof.

Grundbedingung für eine solche Lösung sei jedenfalls die Bereitschaft beider Völker, das Lebensrecht des jeweils anderen anzuerkennen, während momentan eher Verhärtung der Positionen spürbar sei. Die Zweistaatenlösung wurde – auch aufgrund des gewählten Leitthemas der Beratungen – bei allen Gesprächen, die die Bischöfe im Heiligen Land bislang geführt hatten, thematisiert, betont Bischof Ackermann.

„Es gibt natürlich schon eine wachsende Skepsis, wie wird das gehen. Ist das überhaupt noch eine realistische Chance? Aber, und das kommt auch in den Gesprächen raus, es gibt einfach keine durchschlagende Alternative, insofern glaube ich ist es nach wie vor richtig, daran festzuhalten und alles zu vermeiden, was diese Lösung unmöglich macht.“

Vermittlertätigkeit des Heiligen Stuhls

Erst am Samstag war Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas bei Papst Franziskus, in dem er einen starken Verbündeten für die Durchsetzung der Zweistaatenlösung hat. „Mut und Entschlossenheit“ für das Finden einer Lösung hatte der Papst sich von Israelis und Palästinensern in seiner Weihnachtsansprache „Urbi et Orbi“ gewünscht, immer wieder bietet sich der Heilige Stuhl als Vermittler an. Doch findet diese Vermittlertätigkeit auch zu den Adressaten? Das wollten wir von Bischof Ackermann wissen.

„Die Haltung des Heiligen Stuhls hierzu ist sehr klar und stringent. Er hat immer für eine Zweistaatenlösung plädiert. Das ist auch die Haltung des Nuntius hier im Land. Ich glaube schon, auch aus den Gesprächen, die wir führen, dass die Stimme des Papstes und damit auch des Heiligen Stuhls aufmerksam wahrgenommen wird.“ Insofern sei es durchaus wünschenswert, dass der Vatikan sich immer wieder als Vermittler einzubringen versuche, ohne dies von einer „Höheren Warte aus“ zu tun – „und vor allen Dingen das Ziel des Friedens und der Versöhnung nicht aus dem Blick zu verlieren und immer wieder aufeinander zuzugehen – insbesondere, als die Menschen sich hier immer weiter voneinander entfernen. Da meine ich, dass der Vatikan vermitteln kann. Die Stimme der Kirche ist wichtig, um gegen diese Entwicklung anzusprechen.“

Was tun gegen den Christenschwund?

Immer wieder wird auch der Christenschwund im Nahen Osten, und insbesondere im Heiligen Land, thematisiert. Junge, gut ausgebildete Christen sähen oftmals keine Perspektiven bei einem Verbleiben vor Ort. „Eine Auswanderung ist jedoch auch immer die Entscheidung einzelner, wir können sie schließlich nicht festketten“, meint lakonisch Bischof Ackermann. Wohnungsprojekte und die Förderung einer guten, auf dem christlichen Glauben basierenden Schulbildung seien Maßnahmen, die bereits heute für die jungen Menschen ergriffen werden. Ein weiterer wichtiger Punkt: Die Pilgerreisen ins Heilige Land – denn viele Christen leben vom Tourismus, so dass es den Bischöfen ein Anliegen ist, diesen Austausch, der 2016 zu besonders vielen Pilgern im Heiligen Land geführt hatte, auch weiter zu fördern. 

Auch das Internationale Bischofstreffen selbst, das in diesem Jahr bereits zum 17. Mal durchgeführt wird, dient Lobbyarbeit für die Christen vor Ort, betont Bischof Ackermann. Zuhause könnten die Bischöfe dann die Probleme der Menschen gegenüber ihren Regierungen und Verantwortungsträgern thematisieren, neben den Initiativen, die die Kirche selbst anstößt. Eine interessante Entwicklung habe er in den lokalen Gemeinden, die von den Bischöfen besucht wurden, feststellen können: Durch die Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte kämen Christen aus vielen verschiedenen Ländern in die einzelnen Gemeinden. Die Seelsorge für diese bunte Mischung von Gläubigen sicher zu stellen – das sei eine neue und ganz eigene Herausforderung für die Pfarrer vor Ort.

(rv 19.01.2017 cs)








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