2017-01-14 12:54:00

Franziskus empfängt Mahmoud Abbas


Palästinenserpräsident Mahmud Abbas ist am Samstag von Papst Franziskus in Privataudienz empfangen worden. Wie das vatikanische Pressesaal im Anschluss an die Begegnung bekannt gab, hätten der Papst und Abbas ihrer Hoffnung Ausdruck verliehen, dass der Friedensprozess im Nahen Osten mit direkten Verhandlungen der Konfliktparteien neuen Wind bekommen könnte, um zu einem dauerhaften Ende der Gewalthandlungen zu kommen, die der Bevölkerung inakzeptables Leid zufügten. Mit der Unterstützung der Internationalen Gemeinschaft seien Maßnahmen nötig, die das gegenseitige Vertrauen stärken und dazu beitragen könnten, mutige Entscheidungen für den Frieden zu treffen. Ohne sich direkt auf den Tempelberg in Jerusalem zu beziehen, unterstrichen die Gesprächspartner, wie wichtig es sei, den Heiligen Charakter von Kultstätten aller drei abrahamitischer Religionen zu bewahren.

Auch der wertvolle Beitrag, den die Christen im Heiligen für die Förderung der menschlichen Würde leisteten, insbesondere auf dem Feld der Erziehung sowie im Bereich der Gesundheit und humanitären Unterstützung, war Gegenstand der Gespräche.

Botschaftssitz eröffnet

Anschließend nahm Abbas an der offiziellen Eröffnung der palästinensischen Botschaft beim Heiligen Stuhl teil, die sich in einem Gebäude gegenüber der Hauptzufahrt des Vatikanstaats befindet. Am Rande der Zeremonie lobte Abbas die Anerkennung der staatlichen Unabhängigkeit Palästinas durch den Vatikan. „Ich hoffe, dass sich andere Staaten ein Beispiel am Heiligen Stuhl nehmen“, sagte Abbas. Die Botschaft hatte ihren Betrieb bereits im vergangenen Jahr aufgenommen.

Die Unterredung mit dem Papst dauerte Medienvertretern zufolge 23 Minuten. Inhalte des Gesprächs wurden zunächst nicht bekannt. Im Vorfeld hieß es, Abbas wolle dem Papst seine Besorgnis über den Plan des designierten US-Präsidenten Donald Trump bekunden, die amerikanische Botschaft in Israel von Tel Aviv nach Jerusalem zu verlegen. Laut Abbas könne dies das Ende der Zwei-Staaten-Lösung bedeuten.

Die Begegnung zwischen Abbas und Franziskus verlief Beobachtern zufolge herzlich. Beide umarmten sich bei der Verabschiedung. Abbas sprach von einem Signal, „dass der Papst das palästinensische Volk liebt und den Frieden liebt“.

Stein des Hügels Golgota

Als Gastgeschenk brachte Abbas dem Papst einen Stein des Hügels Golgota mit, auf dem nach der Überlieferung Jesus gekreuzigt wurde. Weiter schenkte er ihm Ikonen mit dem Antlitz Jesu und der Heiligen Familie sowie eine Dokumentation über die Restaurierung der Geburtskirche in Bethlehem und ein Buch über die vatikanisch-palästinensischen Beziehungen.

Ein junger Palästinenser in der Delegation überreichte dem Papst zudem ein Fußballtrikot in den palästinensischen Farben und scherzte mit ihm über den argentinischen Heimatverein des Papstes, Atletico San Lorenzo de Almagro aus Buenos Aires.

Franziskus revanchierte sich bei Abbas mit Exemplaren seines Schreibens zur Familie, „Amoris laetitia“, und seiner Umwelt-Enzyklika „Laudato si“. Auf die Frage des Palästinenserpräsidenten, ob die Werke auch übersetzt seien, sagte der Papst: „Ja, sie sind in Arabisch.“

Fünfte Begegnung

Es war die fünfte Begegnung von Abbas mit Franziskus. Zuletzt trafen sie sich Mai 2015 anlässlich einer Heiligsprechung von palästinensischen Ordensfrauen in Rom.

Die palästinensische Botschaft beim Heiligen Stuhl nahm ihre Arbeit bereits im Januar vergangenen Jahres auf. Grundlage ist ein Abkommen, das der Vatikan und der Staat Palästina am 26. Juni 2015 unterzeichneten. Botschafter ist der aus Jerusalem stammende orthodoxe Christ Issa Kassissieh.

(rv/kap 14.01.2017 cs)








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