2017-01-08 12:54:00

Papst Franziskus reist viel - aber nicht gerne


Papst Franziskus reist nicht gerne – aber wenn er muss, dann bitteschön mit Kontakt zu den besuchten Menschen, auch wenn das den Sicherheitsleuten nicht wenig Kopfzerbrechen bereitet. In einem langen Interview mit dem Vatikanjournalisten Andrea Tornielli erzählt Papst Franziskus, was ihm bei Reisen im Gedächtnis bleibt, und wieso er auf die zeremoniellen Mittagessen mit den Autoritäten der besuchten Länder lieber verzichtet.

Bereits 17 Auslandsreisen hat Papst Franziskus hinter sich, neben mehreren Besuchen auf Italienischem Boden. Die erste Reise des Papstes war spontan und ungeplant, aus dem Gefühl geboren, Trost spenden zu müssen und den Menschen vor Ort Mut zuzusprechen: Es ging im Juli 2013 auf die italienische Insel Lampedusa, vor deren Küste in den Wochen zuvor bei mehreren Bootsunglücken zahlreiche Migranten ums Leben gekommen waren. Daran anschließend der WJT von Rio de Janeiro: Ein fixer Programmpunkt in der Agenda der Päpste, an dem er nicht rütteln wollte, gesteht Franziskus in dem Gespräch, das einem Buch über seine Reisen vorangestellt ist. Es erscheint an diesem Dienstag in Italien. Die Reise in das lateinamerikanische Land war gleichzeitig der erste Prüfstein für den Sicherheitsapparat, der die Päpste auf ihren Reisen begleitet. Er sei den Gendarmen und Schweizer Gardisten, die für seine Sicherheit sorgten, dankbar, so Franziskus. Doch ein Papst sei ein Hirte, so dass sich nicht zu viele Barrieren zwischen ihm und den Menschen befinden dürften. Deshalb habe er von Anfang an klar gestellt, dass er nur dann Reisen unternommen hätte, wenn ihm der Kontakt mit den Menschen möglich gewesen wäre. Stofftiere, Geschenke und alle möglichen weiteren Objekte waren dem Papst bei Gelegenheit des Weltjugendtages ins offene Papamobil geworfen worden, was nicht wenig Nervosität bei Beobachtern und insbesondere den Sicherheitskräften ausgelöst hatte. Er habe jedoch nicht so sehr Angst um sich selbst wie um die Menschen, die mit ihm reisten oder ihn treffen wollten, so der Papst.

Am ehesten könne er bei Reisen auf das traditionelle Gala-Essen mit den Autoritäten des Landes verzichten, erzählte Franziskus weiter. Zwar habe er nichts gegen gesellige Zusammentreffen. Doch wenn die Agenda so dicht bestückt sei, wie das auf Auslandsreisen normalerweise der Fall sei, dann verzichte er lieber auf ein langwieriges Essen, um mehr Zeit für die Begegnung mit den Menschen zu haben.

Auf die Frage, warum der Papst bislang die europäischen Länder auf seinen Reisen größtenteils gemieden habe, antwortete er, dass er neben Griechenlands Insel Lesbos, die er gemeinsam mit Patriarch Bartholomaios besucht habe, auch die Europäischen Institutionen in Straßburg aufgesucht habe. Doch er habe andere Länder besucht, die zwar nicht zu Europa im engeren Sinn gehörten, aber dennoch europäische seien, wie Bosnien Herzegowina und Albanien. Es sei ihm ein Anliegen, vor allem Länder zu besuchen, die Konflikte lebten oder in Schwierigkeiten seien, um Mut zu machen und eine kleine Hilfestellung zu geben. Das bedeute nicht, Europa keine Beachtung zu schenken, so der Papst. Vielmehr lade er Europa dazu ein, sich auf seine Wurzeln und gemeinsamen Werte zu besinnen, denn es seien nicht die Hochfinanz oder die Bürokratie, die das größte Problem Europas seit dem Zweiten Weltkrieg lösen würden, nämlich das Problem der Immigration.

Wenn er den Enthusiasmus der Menschen sehe, die in bei seinen Reisen an der Straße grüßen und mit Hoch-Rufen empfangen, müsse er immer an einen Satz seines Vorgängers Albino Luciani (Papst Johannes Paul I.) denken, der in etwa gesagt habe: „Könnt ihr euch vorstellen, dass der Esel, auf dem Jesus bei seinem triumphalen Einzug nach Jerusalem saß, denken könnte, dass der Applausihm gelte?“ So ginge es ihm, denn der Papst „trage“, ähnlich wie der Esel, Jesus zu den Menschen. Deshalb lade er wiederholt die Menschen dazu ein, „Viva Jesus“ statt „Viva il Papa“ zu rufen.

Die Reisen seien ermüdend, doch gleichzeitig trage er im Anschluss daran Gesichter und Geschichten mit sich nach Hause, die die Reise lohnen würden, so der Papst. Der Enthusiasmus der jungen Menschen in Rio, aber auch das unermüdliche Ausharren der Menschen auf den Philippinen, die kurz vor seinem Besuch von einem Taifun heimgesucht worden waren und noch während seines Besuchs unter starken Regengüssen litten, habe ihn besonders beeindruckt, erinnert sich Franziskus. Nach Rio sei eine Einladung nach der anderen gefolgt, und zu vielen habe er einfach „ja” gesagt. Nun fühle er, dass er reisen und die Kirchen der Welt besuchen müsse, um die Samen der Hoffnung zu ermutigen, die es dort gebe.

Die nächste Auslandsreise des Papstes im Programm ist der geplante Besuch im portugiesischen Wallfahrtsort Fatima vom kommenden 12.-13. Mai. 

(rv/lev 08.01.2017 cs)








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