Indonesien: Christlicher Politiker unter Blasphemieverdacht

Indonesiens populärster christlicher Politiker muss sich vor Gericht gegen den Vorwurf der Blasphemie verteidigen. Der Prozess gegen den Gouverneur von Jakarta findet am 13. Dezember statt, wie der vatikanische Fidesdienst berichtet. Indonesien, der größte Staat mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit, erlebt seit Anfang November eine noch nie dagewesene Welle interreligiös motivierter Proteste, aber auch Gegendemonstrationen für Frieden und Toleranz zwischen den Religionen.

Der christliche Gouverneur von Jakarta Basuki Tjahaja Purnama, genannt Ahok, hatte bis vor kurzem beste Aussichten, bei der nächsten Wahl im Februar 2017 im Amt bestätigt zu werden. Im September allerdings sagte er bei einer Wahlveranstaltung, dem Koran zufolge können auch muslimische Bürger für einen christlichen Gouverneur stimmen. Radikale Gegner wiesen diese Aussage zurück und sagten, nur ein Muslim könne Muslime regieren. Sie klagten den christlichen Politiker der Blasphemie an. Anfang November kam es in Jakarta zu einer Massendemonstration von 150.000 Muslimen gegen den Gouverneur. Die zunächst friedliche Demonstration mündete in Straßenschlachten zwischen radikalen Muslimen und Ordnungskräften, dabei wurden mehr als 300 Menschen verletzt, einer starb. Ende November demonstrierten daraufhin mehrere Millionen indonesischer Bürger verschiedener Religionen für Toleranz, Frieden und Rechtstaatlichkeit.

Als Kämpfer gegen Korruption und energischer Reformer ist Ahok unter den Bürgern Jakartas sehr populär. Im Hintergrund sehen politische Beobachter in Indonesien einen Machtkampf zwischen Reformern und Bewahrern. Dem Lager der Reformer gehören der christliche Gouverneur und auch der regierende Präsident Joko Widodo an. Die Seite der Bewahrer, unter ihnen Widodos Widersacher und Amtsvorgänger Susilo Bambang Yudhoyono, benutzen - Beobachtern zufolge - den militanten Islam, um die Reformer in die Schranken zu weisen.

(fides 08.12.2016 gs)