2016-12-06 11:59:00

Nahost: Viele Pilger für Bethlehem


Die Geburtsstadt Jesu erlebt an diesem Weihnachtsfest ein kleines Wunder. Trotz der unsicheren politischen und sozialen Lage sollen in diesem Jahr insgesamt zwei Millionen Touristen nach Bethlehem gepilgert sein. Aus dem kleinen Dorf zu Jesu Zeiten ist mittlerweile eine Kleinstadt mit 30.000 Einwohnern geworden. Der Ort liegt im Westjordanland.

„Dieses Jahr ist eindeutig besser als früher“, sagt die Bürgermeisterin von Bethlehem, Vera Baboun, gegenüber der Nachrichtenagentur afp. „Unsere Hotels sind für die Weihnachtszeit bereits zu über 85 Prozent besetzt. Es ist wichtig, dass viele Touristen und Pilger zu uns kommen. Wir sind auf sie angewiesen. Leider stelle ich fest, wenn ich zu unserem Weihnachtsbaum auf dem Platz gehe, dass sich hier alle so unsicher fühlen.“

Auch der Direktor und Begründer der Organisation „Visit Palestine“, Sami Koury, pflichtet der Bürgermeisterin Bethlehems bei: viele Christen im Westen betrachten die biblischen Orte als „gefährliche Zonen“ im Nahen Osten. Dennoch sei es in diesem Jahr anders, so Koury.

„Für mich ist das unerklärlich, weshalb dieses Jahr vermehrt Touristen hierher kommen wollen. Bisher waren die Weihnachtszeit und allgemein der Dezember eine Nebensaison mit wenigen Touristen. Das scheint ja auf den ersten Blick unlogisch zu sein. Gerade an Weihnachten müssten doch viele Christen zum Geburtsort hin pilgern, denken viele. Es ist aber so, dass wir vor allem viele christliche Palästinenser hatten, die am Wochenende um Weihnachten hierher kamen. Jetzt kommen aber viele aus dem Ausland.“

Insgesamt rechne sie für 2016 mit rund zwei Millionen Touristen, sagte Baboun. Nach Angaben der Handelskammer von Bethlehem gibt es derzeit 37 lizenzierte Hotels in der Kleinstadt, dazu kämen zehn Einrichtungen in religiöser Trägerschaft. Die Hotelbranche befinde sich im Ausbau.

Als problematisch kritisierten Vertreter alternativer Tourismusinitiativen den Fokus der Branche auf den Massentourismus. Besucher dieses Segments verbrächten durchschnittlich nur eine Stunde in Bethlehem. Zusätzlich müsse der Individualtourismus gestärkt werden, der durch längere Verweildauer, stärkere Kaufkraft und eine Sensibilität für lokale Produkte eine wichtige Nische sei. Begrüßt wurden zudem geplante Initiativen, die Einfuhr ausländischer Souvenirprodukte einzugrenzen sowie die örtlichen Geschäfte dazu zu verpflichten, einen Mindestanteil einheimischer Produkte anzubieten.

(afp/kna 06.12.2016 mg)








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