Kardinal Christoph Schönborn von Wien hat Alexander Van der Bellen zur Wahl ins Präsidentenamt gratuliert. Der Neugewählte solle „ein Staatsoberhaupt für alle Österreicher werden und das Land zusammenführen“, sagte der Kardinal am Sonntagabend nach der Bekanntgabe des vorläufigen Ergebnisses der Bundespräsidentenwahl. Van der Bellen hat im zweiten Stichwahl-Anlauf mit klarer Mehrheit gegenüber Norbert Hofer gewonnen.
Schönborn sagte, er wünsche dem neuen Staatschef „eine gute Hand für das Miteinander,
das Österreich zu einem stabilen, freien und auch prosperierenden Land gemacht hat“,
und „ein gutes Gespür für die Aufgabe Österreichs in Europa und in der Welt“. Er erinnerte
an die erste Rede Van der Bellens am 23. Mai nach seiner erfolgreichen und später
aufgehobenen Stichwahl. Dieser habe damals von „zwei Hälften“ gesprochen, „die Österreich
ausmachen“, dass „beide Hälften gleich wichtig“ seien und „gemeinsam dieses schöne
Österreich ergeben“. Dieses Bild habe ihn, Schönborn, damals sehr beeindruckt. „Ich
wünsche dem neuen Bundespräsidenten, dass er in dieser Haltung seinen Dienst am Gemeinwesen
ausüben wird“, sagte der Kardinal.
Beeindruckt zeigte sich der Vorsitzende der Bischofskonferenz von der hohen Wahlbeteiligung
in der längsten Bundespräsidentenwahl der Zweiten Republik. Dass so viele Österreich
erneut ihr Wahlrecht ausgeübt haben, sei ein „Beweis für eine reife und gefestigte
Demokratie in unserem Land, wofür wir einander dankbar sein können“, so Schönborn.
Auch aus Deutschland kamen Glückwünsche für den 72-jährigen Grünen-Politiker. Die
Fraktionsvorsitzenden der deutschen Grünen, Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter,
erklärten in Berlin, mit Van der Bellen habe Österreich nun einen Präsidenten, „der
auch in unruhigen Zeiten für politische Stabilität sorgt“. Dennoch hätten auch viele
Österreicher ihre Stimme „einem Rechtspopulisten gegeben“, so die deutschen Grünen
mit Blick auf den Gegenkandidaten Hofer (FPÖ). Die Versuchung des Rechtspopulismus
sei „kein österreichisches Problem, sondern eine Bedrohung aller europäischen Staaten“.
Gegen „Neid, Ressentiments und Angst“ müssten „mutige, weltoffene, solidarische Alternativen
überzeugen“, um „unsere zivilisatorischen Standards“ zu verteidigen.
(kap 05.12.2016 sk)
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