2016-12-04 10:00:00

Peru: Indigene Tradition statt Marktlogik


Bevor er 2014 sein Bischofsamt antrat, verbrachte er unter einfachsten Bedingungen einen Monat in einem Dorf von Indigenen in Peru: Bischof Gilberto Alfredo Vizcarra wollte erfahren, wie die Menschen leben und ihre Probleme kennenlernen. Der Partner der Adveniat-Weihnachtsaktion „Bedrohte Schöpfung, bedrohte Völker“ sieht als schwierigste Aufgabe, die Tradition der Indigenen und der Moderne in Frieden zusammenzubringen.

Bischof Vizcarra wurde im Juni 2014 von Papst Franziskus zum Apostolischen Vikar von Jaén en Peru o San Francisco Javier in Peru ernannt. Das Vikariat teilt sich in ein Andengebiet und den Urwald. Im Andengebiet machten derzeit Händler von außen den lokalen Bauern Konkurrenz, erzählt der Bischof im Interview mit dem Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat - das sei ein Problem: „Das Risiko liegt darin, dass dieses Gebiet von einer Marktlogik eingenommen wird. Hier konsumiert man bereits viele Nahrungsmittel, sogar Gemüsesorten, die von außerhalb kommen. Die werden in Massen produziert und sind deshalb billig. Das hat bittere Auswirkungen für die lokalen Bauern und Produzenten. Ihre Produkte sind nicht mehr wettbewerbsfähig, obwohl sie meist sehr gut sind. Die Erde hier ist äußerst fruchtbar, so dass man hier eigentlich tolle Anbaumöglichkeiten hätte.“

Der peruanische Bischof unterstützt deshalb als Partner der Adveniat-Weihnachtsaktion „Bedrohte Schöpfung, bedrohte Völker“ Landwirtschaftsprojekte, Fischzucht und den Anbau traditioneller Agrarprodukte, die den Indigenen eine neue Überlebensbasis geben sollen.

Minen- und Erdölunternehmen gehen rücksichtslos vor

Die Verseuchung der Umwelt durch die Konzerne und der Kontakt mit der ihnen unbekannten weißen Konsumgesellschaft habe das Leben der Naturvölker auf den Kopf gestellt. So bereitet ihnen im Urwald etwa der Einzug von Unternehmen Probleme, die sich laut eigenen Angaben die „Entwicklung“ der Region auf die Fahnen schreiben. Dazu der Bischof: „Ja, dieses Ansinnen ist eigentlich legitim. Aber weder der Staat noch die beteiligten Unternehmen, also Minenunternehmen und Ölförderer, haben in dieser Zone verantwortlich gehandelt. Denn sie haben weder auf die Rechte der dort lebenden Indigenen geachtet, noch haben sie Respekt gegenüber der Natur gezeigt.“

Das zeige sich etwa bei Unfällen mit der im Wald verlaufenden Ölpipeline mit schwerwiegenden Folgen für die Indigenen und ihren Lebensraum. Bischof Gilberto Alfredo Vizcarra: „Man hat nicht verantwortlich gehandelt, und man hat die Risiken nicht beachtet, die das auslaufende Öl für die Flüsse bedeutet. Das betrifft die Natur sowie die Gesundheit der Menschen, die hier leben. Denn die essen die Fische aus den Flüssen, bewässern ihr Land mit dem Wasser, um ihre Nahrungsmittel anzubauen. Und natürlich trinken sie das Flusswasser, das aus den Bergen hinab in die Flüsse fließt.“ Neben der Umweltverschmutzung bedrohen Abholzungen, der Koka-Anbau und illegale Bergbaupraktiken den indigenen Lebensraum. In den letzten Jahren haben laut Adveniat deshalb Konflikte im Bereich Umwelt und Ressourcenverteilung zugenommen.

Adveniat-Spendenaktion für bedrohte Völker

Das Lateinamerika- Hilfswerk Adveniat setzt sich mit der Weihnachtsaktion 2016 besonders für die Zukunft der bedrohten Völker und Schöpfung am Amazonas in Brasilien, Ecuador und Peru ein. Eröffnet wurde die bundesweite Spendenkampagne am ersten Adventssonntag in München mit einem feierlichen Gottesdienst, unter anderem mit Bischof Erwin Kräutler und Kardinal Reinhard Marx.

Ein Beitrag mit Informationen und Audio-Material von Adveniat.

(adveniat/rv 29.11.2016 pr)

 








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