2016-12-03 12:01:00

Naher Osten: „Die Christen dürfen nicht aufgeben“


Nicht Deutschland oder Österreich haben die meisten Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak aufgenommen – sondern deren Nachbarländer: Jordanien, Libanon, Türkei. Allein aus den christlichen Dörfern der Niniveh-Ebene des Irak sind Tausende von Familien nach Jordanien gekommen, sie leben jetzt in Amman, Madbah, Zarqa oder Balqa.

„Diese Brüder aus dem Irak sind ab dem August 2014 hierhin geflüchtet, der Islamische Staat hat sie vertrieben“, erklärt Wael Suleiman, der Direktor der jordanischen Caritas. „Erst sind sie in der Regel nach Erbil (im kurdischen Nordirak) gezogen, dann hat Jordanien die Tür für 11.000 Menschen geöffnet. Wir reden da von 2.200 Familien. In den letzten zwei Jahren haben wir es hingekriegt, dass alle ihre Kinder in Jordanien auf christliche Schulen gehen können. Die italienische Bischofskonferenz sorgt zusammen mit der Caritas und der Päpstlichen Nuntiatur in Amman für die nötigen Gelder für die Schulen. Viele der Familien, die hierhin geflüchtet sind, haben in diesen zwei Jahren alles Geld ausgegeben, das sie mitgenommen hatten.“

Würden die christlichen Familien denn in den Irak zurückgehen, falls sich dort die Lage aufhellt? Immerhin werden ja Mossul und die Niniveh-Ebene derzeit aus den Klauen des Islamischen Staats befreit. „Diese Menschen haben seit dem ersten Golfkrieg bis heute sehr viel Dramatisches erlebt, und ihnen ist der Wunsch zu einem Neuanfang vergangen", so Wael Suleiman. „Wir – die Kirche in Jordanien, auch die Caritas und die Nuntiatur – versuchen unser Mögliches, um sie zu unterstützen und dazu zu bringen, dass sie wenigstens in Jordanien bleiben, bis sich die Lage im Irak bessert... so dass sie dann dorthin zurückkehren könnten. Uns scheint ihre Rückkehr wichtig: Sie gehören doch zum Irak, zum Nahen Osten, sie dürfen doch nicht aufgeben! Man sollte die Christen – auch mit Hilfe der universellen Kirche – dort unterstützen, wo sie im Moment sind: in Jordanien, dem Libanon, der Türkei, auch Ägypten. Damit sie dann eines Tages zurückkehren können in den Irak.“

Suleiman sagt genau das, was früher auch die Christen in Syrien immer gesagt haben: Unser Land ist ein Modell des friedlichen Zusammenlebens zwischen Christen und Muslimen. In Syrien gibt es dieses Modell nicht mehr, aber in Jordanien hält es noch. „Ich glaube, dass Jordanien ein Vorbild für die ganze Welt ist. Es zeigt, wie eine christliche Minderheit von gerade mal zwei Prozent mit den Muslimen zusammenlebt, in gegenseitiger Liebe und Respekt. So ein Respekt kann eines Tages über alles Böse den Sieg davontragen. Wir würden uns wünschen, dass das nicht nur in Jordanien so wäre, sondern dass das eines Tages auch die anderen Länder des Nahen Ostens erreicht: Syrien, den Irak und alle anderen Länder.“

(rv 03.12.2016 sk)








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