2016-12-03 09:30:00

Buchtipp: Geo - Christentum, Geschichte einer Weltreligion


Geo Epoche Heft 81: Das Christentum. Die Geschichte der größten Weltreligion. Gelesen und besprochen von Pater Bernd Hagenkord

Es ist nicht wirklich ein Buchtipp, zum einen weil es sich um ein Heft handelt, das derzeit in allen Kiosken, am Bahnhof und in Buchhandlungen ausliegt. Zum anderen kann ich es nicht ohne Einschränkungen empfehlen. Aber der Reihe nach.

GeoEpoche ist eine Serie von Magazinen, die sich journalistisch historischer Themen annehmen. Auf 180 Seiten die gesamte Geschichte des Christentums zu behandeln ist ambitioniert, aber gelingt ganz gut. Natürlich nicht in allen Einzelheiten, natürlich bleibt viel liegen, aber es ist halt ein Heft, keine wissenschaftliche Arbeit. Das Heft beginnt mit dem irdischen Leben Jesu und den ersten Aposteln nach der Auferstehung, es folgen Papsttum, Kreuzzüge, das große Schisma, der heilige Franziskus, und so weiter. Das Heft endet mit den „neuen“ Kirchen, den Evangelikalen Lateinamerikas, und dem Traum von der Ökumene. Ein sinnvolles Ende, will das Heft das Christentum doch als Ganzes verhandeln, die Zersplitterung passt da gut als Schlusspunkt.

Leider gerät die Bebilderung sehr brav. Alte Stiche und Caravaggio und so weiter, nichts wirklich Neues an Kunst. Und die verwendeten Fotos sind alle künstlich grobkörnig gemacht, das ist nicht wirklich „anschaulich“.

Die Autoren wollen Geschichte erzählen, nicht Theologie. Im Allgemeinen gelingt das auch, aber leider kann man schon zu Beginn der Geschichte etwa das Leben Jesu nicht verstehen, wenn man die Bibel als Tatsachen-Geschichte liest. Man muss halt das Alte Testament kennen, um die Texte des Neuen überhaupt verstehen zu können. So geraten dann einige historische Urteile etwas aus der Bahn. Auch das Urteil, die Päpste hätten als Nachfolger Petri immer mehr Macht an sich gerissen passt vielleicht als Überschrift, die alle Vorurteile bestätigt, historisch ist das nicht, die Geschichte war viel komplexer und lässt sich auch gut erzählen, viele andere Journalisten haben das schon geschafft.

Leider meinen die Autoren - die überwiegend gut informiert sind - manchmal auch, die Dinge zu genau zu wissen, genaue Daten etwa, Familienumstände der Apostel und dergleichen. Das ist leider manchmal übertrieben. Deswegen lässt sich das Heft - wie oben bereits gesagt - nicht uneingeschränkt empfehlen, da liegt noch einiges quer.

Aber auch das Gegenteil findet sich: So ist der Artikel über Inquisition und Hexenverfolgung nicht einfach nur der Aufwasch bekannter Vorurteile, sondern differenziert, die Rollen sind nicht so eindeutig, wie es sonst in Populär-Darstellungen gerne der Fall ist. Das ist sehr angenehm zu lesen.

Wenn man sich einen Menschen vorstellt, der vielleicht noch nichts oder wenig vom Christentum gehört hat oder der seinen Religionsunterricht nur noch nebelig erinnert, der wird mit dem Heft eine interessante Lektüre finden. Es ist nicht die Bibel, es ist historisch manchmal etwas krude, aber als interessanter Lesestoff über 2.000 Jahre hinweg ist das Heft durchaus attraktiv.

Und für noch etwas ist das Heft wirklich gut: die Theologie kennt die Bewegung der Entmystifizierung, in diesem Heft begegnet uns eine Sichtweise auf dem Glauben, auf Jesus und Bibel, wie sie von vielen Menschen geteilt wird. Die Glaubensgrundlage wird nicht vorausgesetzt. Und das ist hilfreich. Das Heft zeigt, wie über Kirche und Geschichte gesprochen wird, wenn man nicht glaubt. Das öffnet neue Perspektiven auch für die eigene Überzeugung, manchmal werden auch lieb gewonnene Selbstverständlichkeiten herausgefordert.

Alles in allem dann doch ein Lektüre-Tipp.

(rv 03.12.2016 ord)








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