2016-11-29 12:58:00

Ex-Priester nach Papstbesuch: Ein „Zeichen der Güte“


Er ist einer aus der Gruppe der verheirateten Ex-Priester, die Papst Franziskus im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit traf: Andrea Vallini, ehemaliger Pfarrer der Diözese Rom, der seine Wohnung in Ponte di Nona am Rande Roms für die Papstbegegnung zur Verfügung stellte. Im Interview mit Radio Vatikan bezeichnet der Familienvater die Begegnung mit dem Bischof von Rom als „Zeichen der Güte“ und „angenehme Überraschung“.

„Es war das erste Mal, dass mich ein Bischof gesucht hat. Und dann nicht irgendeiner, sondern der Bischof von Rom!“ Das sei ihm in den 13 Jahren seit seiner Heirat noch nie widerfahren, so Vallini: „In der Vergangenheit habe ich mich ein wenig ausgeschlossen gefühlt, mich hat überrascht, dass Franziskus Leute wie mich trifft, die in einer etwas speziellen Situation leben. Wenn einer eine solche Entscheidung trifft (die Entscheidung, das Priesteramt an den Nagel zu hängen, Anm. d. R.), tendiert er ja dazu, sich zu verstecken, denn man ist ja nicht stolz auf so etwas.“

Der Ehemann und Familienvater hatte den Vatikan erst Anfang diesen Jahres um seine Entpflichtung aus dem Priesteramt gebeten, also die offizielle Erlaubnis, in den Laienstand versetzt zu werden. Er hatte sich gewünscht, den Dispens von Vatikanseite im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit zu bekommen, erzählt Vallini. Aus bürokratischen Gründen sei dies bislang aber nicht geschehen, fügt er an. Den Besuch des Papstes wertet er vor diesem Hintergrund als „Zeichen der Güte und des geheimnisvollen Plans Gottes“.

Das Treffen fand kurz vor Abschluss des Jubeljahres in einer Privatwohnung „in einfacher Atmosphäre“ statt. Man habe zusammen Kekse gegessen, die Begegnung habe mehr einem „Fest unter Freunden“ als einem Papstbesuch geglichen, so Vallini. Franziskus sei sehr respektvoll gewesen: „Er hat sehr wenig gesprochen. Er hat uns zugehört, es schien mir, als wolle er uns das Gefühl geben, dass er uns nahe war und uns nicht beurteilte. ,Die Kirche kann sich nicht erlauben, jemanden auszuschließen, denn wir brauchen alle‘, sagte er. Dieser Satz hat mir bei der Begegnung besonders gut gefallen.“

Der Papst habe von „Empfangen“ und „Inklusion“ gesprochen und den sieben Männern gesagt: „Ich bin zu euch gekommen, weil ihr Menschen seid, die einen besonderen Bedarf haben, aufgenommen zu werden.“ Vallini folgert: „Diese Aufnahme, die wir erfahren, ist die Einbeziehung, die die Kirche allen anbieten muss. Von den Papstworten bei unserer Begegnung, und es waren nicht viele, sind mir diese am stärksten im Gedächtnis geblieben.“

Vallini ist überzeugt, dass das Papsttreffen mit den ehemaligen Priestern in Rom eine „tiefe Bedeutung“ für viele andere Kollegen weltweit hat, die das Priesteramt an den Nagel hängten. Die „symbolische Geste“ kommt „nicht zufällig“, glaubt Vallini: „Ich denke, dass der Papst der ganzen Kirche ein Zeichen geben wollte, also auch allen Bischöfen, dass Aufnahme und Inklusion keine Zeichen von Laxismus sind oder eine Verarmung der Doktrin oder der Prinzipien (der Kirche, Einf. d. R.) bedeuten, sondern ein Mittel, um alle anzunähern.“

Papst Franziskus sei in der Vergangenheit schon „qualvollere Situationen als unsere“ angegangen, fährt Vallini fort, etwa die der Wiederverheirateten Geschiedenen: „Ich stelle meinen Fall in dieselbe Linie des (diesbezüglichen Einf. d. R.) Verhaltens des Papstes. Schließlich sind in der Kirche die wichtigsten Berufungen die zur Keuschheit und zur Ehe, die beiden Sakramente des Erwachsenenlebens eines Christen. Doch weil wir nicht denken dürfen, dass die Dinge immer so glatt verlaufen wie man will, ist es richtig, dass es da ein Verhalten gibt, bei dem nicht geurteilt wird und wo auch diejenigen einbezogen werden, die sich geirrt haben. Denn manchmal im Leben irrt sich ein Mensch, macht einen Fehler ohne es zu wollen und wünscht sich eine Änderung. Und sich in Ewigkeit verurteilt zu fühlen, wenn Gott das vielleicht gar nicht so tut, ist manchmal ein bisschen anstrengend.“

 

(rv 29.11.2016 pr)








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