2016-11-27 13:58:00

D: Adveniat eröffnet Weihnachtsaktion


Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat hat die bundesweite Weihnachtsaktion „Schützt unser gemeinsames Haus“ der katholischen Kirche eröffnet. Der feierliche Gottesdienst fand in der Münchner Frauenkirche statt. „Die Güter der Erde gehören uns allen, müssen allen zugutekommen und für alle bewahrt werden. Daran halten wir fest, auch in einer Zeit, in der Abgrenzung und das Nationale stärker zu werden scheinen“, sagte Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, in seiner Predigt. Gemeinsam mit Kardinal Marx feierten Adveniat-Bischof Franz-Josef Overbeck, „Amazonas-Bischof“ Erwin Kräutler, die beiden ecuadorianischen Bischöfe Rafael Cob Garcia von Puyo und Eduardo Castillo sowie Adveniat-Hauptgeschäftsführer Prälat Bernd Klaschka den Gottesdienst mit vielen weiteren Gästen aus Lateinamerika und Deutschland.

Immer öfter höre er Vorwürfe und spüre er Bedenken, wenn die Kirche etwa an die Vision des Propheten Jesaja erinnere, dass „Schwerter zu Pflugscharen“ geschmiedet würden“, sagte Erzbischof Marx. „Dann heißt es: 'Ihr unverbesserlichen Weltverbesserer, ihr naiven Träumer. Es gilt doch, zuerst an unsere eigenen Interessen zu denken, damit es unserer eigenen Nation, unserem eigenen Volk gut geht.'“ Der Kardinal rief die Gläubigen dazu auf, dem entgegenzutreten und ihre Aufmerksamkeit gerade auch in der beginnenden Adventszeit zu schärfen. „Wir wollen die Schutzmacht sein für das gemeinsame Haus aller Menschen, das ist unsere Sendung!“ Der Papst bezeichne das Amazonasgebiet, das in diesem Jahr im Mittelpunkt der Adveniat-Weihnachtsaktion steht, als Schatz für die Menschheit. Kardinal Marx dankte dem Lateinamerika-Hilfswerk und allen, die mit ihrem Engagement und ihrer Arbeit deutlich machten, „was es bedeutet, die Vernetzung der gesamten Menschheit anzuschauen und weiterzuführen“.

Bischof Erwin Kräutler von Altamira stellte mit drastischen Worten die Folgen des bisherigen Umgangs mit dem Amazonasgebiet dar: „Die irreversiblen Auswirkungen für die Bevölkerung und das gigantische Ökosystem interessieren nicht. Nationale und internationale Interessen diktieren die brutalste Vorgehensweise aller Zeiten mit verheerenden Folgen für Amazonien und die Welt.“ Nach mehr als fünfzig Jahren am brasilianischen Fluss Xingu steht für Kräutler fest: „Es geht allein um Profit, selbst wenn Menschen, ja ganze Völker und ihre Mitwelt auf der Strecke bleiben. Unendliche Soja-, Zuckerrohr- und Palmölplantagen zerstören den Lebensraum alteingesessener Familien und indigener Gemeinschaften und vertreiben sie in schmutzige Stadtviertel und Favelas.“

Damit dieser „Weltskandal“ im Namen von Fortschritt und Entwicklung nicht „wie ein Krebsgeschwür immer mehr Metastasen treibt“ rufe das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat die Menschen in Deutschland und in Europa auf, sich für die Völker in Amazonien und deren Mitwelt stark zu machen, so Kräutler. Adveniat fördere das Bewusstsein, „dass Amazonien uns alle angeht und wir hier in Europa selbst von den Folgen des ausbeuterischen Raubbaus und der Missachtung der Schöpfung betroffen sein werden“, betonte Kräutler. Es gehe um „den Schutz unseres gemeinsamen Hauses“, in dem alle Völker das Recht haben, in Würde ihr Leben, ihre Zukunft, ihre Entwicklung selbst zu bestimmen und zu gestalten. Kräutler zeigte sich überzeugt: „Am Amazonas entscheidet sich die Zukunft der Erde.“

Ein Beispiel für den unermüdlichen Einsatz um die gemeinsame Zukunft ist das ecuadorianische Amazonas-Dorf Sarayaku. „Wir haben es geschafft, dass keine Erdölfirma auf unserem Gebiet bohren konnte. Deshalb werden wir als rebellisches Dorf bezeichnet“, berichtete Patricia Gualinga, eine Sprecherin des Dorfes, während der Aktionseröffnung. Sarayaku hatte sogar vor dem Interamerikanischen Gerichtshof mit seiner Klage gegen den Staat und die Erdölfirma Erfolg. „Wir kämpfen am Amazonas in der ersten Reihe. Dennoch ist das kein Kampf, der weit weg ist von euch in Deutschland, sondern ein globaler.“

„Der Amazonasraum ist ein Geschenk Gottes für alle auf der Erde“, sagte Mauricio López, Generalsekretär des panamazonischen kirchlichen Netzwerks Repam (Red Eclesial PanAmazónica). Doch die Lunge der Erde werde bedroht und vernichtet, die menschliche Würde, die Selbstbestimmung der Völker und die biologische Vielfalt verletzt. Das Netzwerk Repam, zu dem sich die neun Ortskirchen der Amazonasstaaten mit internationalen Organisationen wie zum Beispiel Adveniat zusammengeschlossen haben, „baut mit an einer Kirche, die das unterdrückerische System anklagt und sich gegen dieses System stellt, an einer Kirche mit einem amazonischen Antlitz und Herz“, so López.

Als Vermittlerin zwischen den Amazonas-Ländern und Deutschland will Caroline Auer wirken, die als Freiwillige des Erzbistums München für ein Jahr in Ecuador gelebt und mit Jugendlichen gearbeitet hatte: „An der einen oder anderen Stelle konnte ich eine kleine Unterstützung sein, doch viel mehr war es ein Miteinander, ein gegenseitiger Austausch und ein Brückenbauen zueinander.“

(pm 27.11.2016 pr)








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