2016-11-18 11:12:00

ZdK-Präsident wünscht klares Bekenntnis zu „Amoris laetitia“


Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, hat sich gegen den Brief einiger Kardinäle an Papst Franziskus zum Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen ausgesprochen. Das sagte er bei der Herbstvollversammlung des höchsten Gremiums der katholischen Laien in Deutschland an diesem Freitag in Bonn. Im Gespräch mit Radio Vatikan erläutert Sternberg, weshalb es nicht in Ordnung sei, wie die vier Kardinäle vorgegangenen seien.

„Damit unterlaufen sie gerade den Perspektivenwechsel des Heiligen Vaters“, betont der ZdK-Präsident. Es handele sich um eine ähnliche „Verletzung der Kollegialität“ wie vor einigen Jahren in der Frage der Schwangerschaftskonfliktberatung. „Diese Art von unaufrichtiger Kirchenpolitik finde ich schlimm. Da werden Wunden nicht geheilt, sondern aufgerissen. Das schadet unserer Kirche, und das schadet unserer Glaubwürdigkeit.“ Nach dem Schreiben des Papstes müsse Schluss sein mit Anschwärzen von Priestern: „Das geht jetzt nach „Amoris laetitia“ nicht mehr – so hoffe ich es jedenfalls.“

Sternberg erinnerte daran, dass die deutschen Bischöfe schon vor den Synoden, im Sommer 2014, eine theologisch ebenso präzise wie plausible Stellungnahme beschlossen hätten, die durch die Beratungen der Synode und durch „Amoris laetitia“ eindrucksvoll bestätigt worden sei.

Zur Erinnerung: Mehrere prominente Kardinäle haben vor wenigen Tagen vom Papst mehr Klarheit über den kirchlichen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen gefordert. Nach dem päpstlichen Schreiben „Amoris laetitia“ zu Ehe und Familie gebe es „eine ernste Verunsicherung vieler Gläubiger und eine große Verwirrung“, heißt es in dem offenen Brief. Als Verfasser genannt werden auch zwei deutsche Kardinäle: der frühere Kölner Erzbischof, Kardinal Joachim Meisner, und der emeritierte deutsche Kurienkardinal Walter Brandmüller. Außerdem stehen die Namen des früheren Erzbischofs von Bologna, Kardinal Carlo Caffarra, und des US-Kardinals Raymond Leo Burke, des geistlichen Leiters des Malteserordens, unter dem Schreiben.

Engagement in Gesellschaft und Politik

Sternberg ruft Katholiken und Protestanten auch zu mehr gemeinsamem Engagement in Gesellschaft und Politik auf. „Angesichts der zunehmenden religiös-weltanschaulichen Pluralisierung wird es immer dringlicher, dass wir als evangelische und katholische Christen möglichst oft zusammen stehen und auftreten“, so Sternberg. „Unsere vordringliche Aufgabe als Christenmenschen in gesellschaftlicher Verantwortung ist der Dienst, die Förderung des Gemeinwohls! Hier, in der gesellschaftlichen und politischen Arena, sind wir gemeinsam gefragt – mehr denn je!“

Dies gelte gerade auch angesichts des gerade begonnen Reformationsgedenken. „Als katholische Frauen und Männer können und werden wir dieses besondere Gedenkjahr mitbegehen und mitfeiern“, unterstrich der ZdK-Präsident. „In den Gemeinden, Verbänden und Initiativen vor Ort gelingt Ökumene besonders gut!“ Gerade deshalb stelle sich immer drängender die Frage, wie die Christen ökumenisch aufgestellt sein müssten und welche Hausaufgaben sie zu machen hätten, damit der gemeinsam aufgetragene Dienst gelingt.

Diese Herausforderung sieht Sternberg gerade auch hinsichtlich zahlreicher Diskussionen über das ‚christliche Abendland‘ oder das ‚christlich-jüdische Erbe‘ in Deutschland und Europa. „Wir sollten fragen, was denn genau man darunter versteht. Es läge doch nahe, wenn wir als Christen unseren „Markenkern“ definieren und sagen, was das Christliche an diesem Abendland ausmacht.

Zum kulturellen Erbe, für das wir stehen, gehören Humanität, eine prinzipielle Offenheit für andere und Dialogfähigkeit gegenüber anderen. Christsein heißt immer auch Weltbürgerin und Weltbürger zu sein“, unterstrich Sternberg.

(rv/pm 18.11.2016 mg)








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