2016-11-16 13:28:00

Valerie und der Priester: „Ein authentisches Projekt"


An Kirchenmaßstäben gemessen ist es ein durchschlagender Erfolg: Das Projekt Valerie und der Priester, bei dem eine junge und erklärt kirchenferne Journalistin ein Jahr lang einen katholischen Priester begleitet und über diese Begegnung einen Blog führt, hat in der deutschen Medienlandschaft durchaus für Aufsehen gesorgt. Hinter dem Experiment steckt das Zentrum für Berufungspastoral mit seinem neuen Leiter Michael Maas. Doch was verspricht er sich von einem derartigen Projekt? Ist die Kirche tatsächlich so naiv zu glauben, viele Klickzahlen im Netz verwandelten sich in ebenso viele neue Priesterberufungen? Das haben wir Michael Maas, selbst Priester, gefragt.

„Das ist genau nicht gemeint. Wir machen das nicht, damit nachher drei Leute mehr eintreten. Wenn sie das tun, dann freuen wir uns natürlich… Aber das wesentliche Ziel ist, dass es zu einer Entscheidung und einer Begegnung mit dem Glauben führt und dass es dabei hilft, sich mit den Fragen des Glaubens auseinanderzusetzen und zu zeigen, dass man als junger Priester einen sinnvollen und erfüllenden Beruf hat und es Freude macht, dieser Berufung auch zu folgen.“

Als er vor zwei Jahren seinen Posten als Leiter der Arbeitsstelle für Berufungspastoral angetreten habe, sei er auf eine Kampagne hingewiesen worden, die Studenten für die katholische Kirche entwickelt hatten, um „das Image des Priesters“ aufzubessern. „Und das hatte mir alles nicht so recht gefallen, denn das waren mehr oder weniger auf Hochglanz polierte Sprüche. Da habe ich mir gedacht, wen wird man denn damit erreichen, und ist das überhaupt glaubwürdig, wenn da ein toller Spruch steht und der Slogan dabei ist, ,so sind wir´?“

Doch er habe das Potential hinter der Idee erkannt, die ihn nach wie vor in Gedanken beschäftigte. Das führte dazu, dass er sich auf ein Gespräch mit einem der Köpfe hinter dem Studentenprojekt, dem mittlerweile als Medienberater tätigen Erik Flügge eingelassen habe, so Maas. Dieser habe dann tatsächlich ein ganz anderes Projekt im Gepäck dabei gehabt, „nämlich das Projekt, wie Sie es jetzt kennen, dass eine kirchenferne Journalistin einen Priester wochenweise ein Jahr lang begleitet und darüber berichtet, was sie erfährt, wie sie mit ihm ins Gespräch kommt und einfach mit einem Blick von außen darlegt, was so geschieht. Und das fand ich ein sehr schönes Projekt, weil es Wirklichkeit darstellt und abbildet mit allen Höhen und Tiefen, die es eben so gibt.“ Seine eigenen positiven Erfahrungen aus dreizehn Jahren Priestertum hätten ihn hoffen lassen, dass solche Erlebnisse durch die ungewöhnliche Art der Berichterstattung auch bei einem breiteren Publikum ankämen, so Maas.

„Ein Ziel, dass wir damit verfolgen, ist eine stärkere Auseinandersetzung damit zu erreichen, was ist Glauben, und was heißt Jesus Christus für mich. Ich glaube, da sind gerade die verschiedenen Dialoge, die Valerie Schönian [die Journalistin, Anm. d.R. ] und Franziskus von Böselager [der Priester, Anm. d. R.] führen, ein geeigneter Weg, dieses auch bei jungen Leuten zum Thema zu machen. Ich merke, dass das sehr gut funktioniert, auch Jugendliche aus meinem Umfeld unterhalten sich auf einmal darüber, was sie sonst nicht gemacht hätten. Und da merke ich, dass das auch in eine Entscheidung führen kann. Ohne eine Entscheidung für den Glauben wird es heute in der Regel nicht mehr geschehen, dass jemand einen Zugang zu Gemeinde aufbaut.“ Früher sei die katholische Sozialisierung automatisch erfolgt, das sei heute nicht mehr der Fall. Umso nötiger, neue Wege für die Entscheidungsfindung bereit zu stellen, so Maas. Ein weiterer Aspekt: „Es ist außerdem wichtig, dass man über die Fragen des Lebens und Glaubens, die gerade junge Menschen haben, mit einem Priester oder Geistlichen sprechen kann.“ In vielen Gemeinden sei dies aus Personal- und Zeitmangel heute nicht mehr möglich. Über das Internet hingegen könne heute eine Verbindung hergestellt werden, so dass Fragen, die die jungen Leute bewegen, auch Resonanz erfahren könnten, zeigt sich Maas überzeugt.

Recht geben ihm die „Klickzahlen“, mit denen der Blog Valerie-und-der-Priester gemessen wird: „Statistiken gibt es darüber, wer die Seiten abruft und sich die Filme ansieht. Daraus geht hervor, dass es gerade junge Leute sind, die diese Seiten lesen.“ Sein Zwischenresümee zu dem Projekt sei jedenfalls rundweg positiv, freut sich Maas über die Resonanz: „Ich bin sehr angetan und positiv überrascht, wie weite Kreise das Projekt gezogen hat. Wenn man so etwas anfängt, hofft man ja immer, dass man auch eine gewisse Reichweite erzielt. Und es ist uns doch gelungen, in den Monaten jeweils Abrufzahlen zwischen 6-700.000 und 1,3 Millionen zu erzielen, und das ist schon eine unglaubliche Reichweite für ein kirchliches Projekt. Neben dieser quantitativen, messbaren Reichweite erfahre ich auch aus ganz vielen Gesprächen mit jungen Leuten oder in der Seelsorge tätigen Menschen, dass es auch qualitativ Relevanz erzielt. Und deswegen bin ich sehr zufrieden.“

Hier geht es zu unserem Interview mit der Journalistin Valerie Schönian, das wir vor einigen Tagen geführt hatten.

(rv 16.11.2016 cs)








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