2016-11-12 11:08:00

Papst: Keiner ist von Gottes Barmherzigkeit ausgeschlossen


Zehn Tage, bevor die letzte Heilige Pforte zufällt, hat Papst Franziskus noch einmal das Hohelied der Barmherzigkeit gesungen. Bei der letzten Sonderaudienz des Heiligen Jahres auf dem Petersplatz strich er besonders einen Aspekt der Barmherzigkeit besonders heraus: die Inklusion. „Gott will nämlich in seinem Plan der Liebe niemanden ausschließen, sondern alle einschließen! ... Die Barmherzigkeit ist der Stil Gottes, mit dem wir Christen in unser Leben die anderen mit einschließen sollen, statt dass wir uns in uns selbst und unseren egoistischen Sicherheiten einmauern.“

„Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid“, zitierte der Papst ein Wort Jesu im Matthäusevangelium (Kap. 11,28) – und setzte die Betonung auf „alle“. Schlechterdings niemand sei aus diesem „alle“ ausgesperrt, die Mission Jesu richte sich an jeden einzelnen ohne Ausnahme.

„Inklusion bedeutet, die Arme zu öffnen und jeden aufzunehmen – ohne die anderen nach sozialem Level, Sprache, Rasse, Kultur oder Religion einzuordnen. Vor uns ist einfach ein Mensch, den wir lieben sollen, so wie Gott ihn liebt! Wen ich auch am Arbeitsplatz, in meinem Stadtviertel vorfinde, ist ein Mensch, den ich lieben soll, so wie Gott ihn liebt. – Ja, aber der kommt doch aus dem und dem Land, der hat doch die und die Religion... Ein Mensch, den Gott liebt und den ich lieben soll! Das heißt mit einschließen, das ist Inklusion.“

Die Umarmung der Kolonnaden

Man treffe doch heute „auf der Straße, im Büro, im Krankenhaus“ so viele niedergedrückte und in Schwierigkeiten steckende Zeitgenossen, spann der Papst den Faden weiter. Da solle man sich vorstellen, wie Jesus voller Barmherzigkeit auf jeden einzelnen dieser Menschen schaue. „Und wie ist unser Herz – ist es barmherzig? Und unsere Art und Weise, zu denken und zu handeln – ist sie inklusiv? Das Evangelium ruft uns dazu auf, in der Geschichte der Menschheit den Plan eines großen Inklusions-Werkes zu sehen: Hier wird zwar die Freiheit jedes Menschen, jeder Gemeinschaft, jedes Volkes vollkommen respektiert, aber doch alle dazu aufgerufen, eine Familie von Geschwistern zu bilden, in Gerechtigkeit, Solidarität und Frieden...“

Ob Adolf Hitler in der Hölle schmort? Auf diese moraltheologische Grundsatzfrage gab Franziskus an diesem Samstag eine indirekte Antwort: Auch nicht „der größte Sünder“ sei „von Gottes Liebe und Barmherzigkeit ausgeschlossen“.

„Die direkteste Art, auf die wir uns von Gott aufgenommen fühlen, ist seine Vergebung. Wir alle haben sie nötig – und wir alle brauchen Brüder und Schwestern, die uns dabei helfen, zu Jesus zu gehen. Damit wir uns öffnen für das Geschenk, das er uns am Kreuz gemacht hat. Stehen wir uns nicht gegenseitig im Weg! Schließen wir niemanden aus! Im Gegenteil, machen wir uns demütig und einfach zu Werkzeugen der inklusiven Barmherzigkeit des Vaters... Die heilige Mutter Kirche verlängert die große Umarmung des gekreuzigten und auferstandenen Christus in die Welt hinein. Auch dieser Platz mit seinen Kolonnaden drückt diese Umarmung aus. Lassen wir uns hineinziehen in diese Bewegung des Einschließens der anderen! So werden wir Zeugen der Barmherzigkeit, mit der Gott jeden von uns aufgenommen hat und aufnimmt.“

(rv 12.11.2016 sk)








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