2016-11-05 12:30:00

Unser Buchtipp: Gleichstellung in der Sackgasse?


Gleichstellung in der Sackgasse? Frauen, Männer und die erschöpfte Familie von heute. Eine Rezension von Christine Seuss.

Die Gleichstellungsdebatte scheint, nachdem sie in vergangenen Jahren aus dem öffentlichen Diskurs nicht wegzudenken war, mittlerweile einiges an Schwung verloren zu haben. Man könnte geradezu den Eindruck erhalten, modernen und in der heutigen Gesellschaft produktiven Frauen sei es unangenehm, mit dem Phänomen des Feminismus in Verbindung gebracht zu werden. Und dennoch, immer wieder werden Stimmen laut, die darauf hinweisen, dass Frauen zwar in den allermeisten Fällen eine mindestens gleichwertige Arbeitsleistung wie ihre männlichen Kollegen vorlegen, doch immer noch rund 20 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen verdienen.Gleichzeitig gibt es immer mehr Männer, die es sich vorstellen können, bei der Kindererziehung und –betreuung einen größeren Beitrag zu leisten, als ihn die traditionelle Rollenverteilung bislang vorgesehen hat. Diese geschlechterspezifischen Fragen sind eingebettet in einen Lebens- und Arbeitskontext, der immer fordernder zu werden scheint. Dies haben der Pastoraltheologe und Werteforscher Paul Zulehner und die Sozialethikerin Petra Steinmair-Pösl zum Anlass genommen, eine neue Untersuchung zur Genderdebatte vorzulegen. 

In ihrem Buch "Gleichstellung in der Sackgasse? Frauen, Männer und die erschöpfte Familie von heute" geben sie anhand von Statistiken, empirischen Daten und Befragungen unmittelbar Betroffener einen Überblick über die Entwicklungen der männlichen und weiblichen Rollenbilder der letzten 20 Jahre, mit besonderem Fokus auf die Situation in Österreich. Sie gehen der Frage nach, wie frei Menschen heute, unabhängig von ihrem Geschlecht, tatsächlich über ihre Lebensgestaltung entscheiden können. Auch die politischen Rahmenbedingungen, die es für eine freie Umsetzung des eigenen Lebensentwurfs letztlich braucht, werden in den Fokus genommen. Anders als humorige oder gar polemische Autoren, die sich dieses konfliktbeladenen Themas angenommen haben, beleuchten die beiden Universitätsdozenten die Debatte in Form einer wissenschaftlichen Arbeit, deren Lesefreundlichkeit streckenweise den ausführlichen Tabellen und der Präsentation von Forschungsergebnissen untergeordnet wird. Doch wer eine wissenschaftlich fundierte und unaufgeregte Herangehensweise an das Thema zu lesen wünscht, findet in diesem Buch reiches Material: neben einem Überblick über den Stand der Forschung der vergangenen Jahre liefern die Autoren auch allgemein verständliche Zusammenfassungen und Überlegungen und werfen einen Blick über den Tellerrand hinaus, indem sie sich auch gesellschaftlich immer wichtigeren Phänomenen wie dem Geschlechterrollenbild im Islam und dem Selbstverständnis von so genannten Transgenders zuwenden.

Das Buch ist erscheinen bei Styria Premium, kostet das Buch etwa 25 Euro.

 

(rv 05.11.2016 cs)








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