2016-11-04 14:35:00

Albanien: Europas Bischöfe würdigen Märtyrer


Der Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) würdigt die 38 albanischen Märtyrer, die am Samstag im nordalbanischen Skhoder seliggesprochen werden: Sie seien Vorbilder für Europa. Erzbischof Vincenc Prennushi und die Priester, Ordensleute und Laien, die von der kommunistischen Herrschaft zwischen 1945 und 1976 ermordet wurden, seien „Beispiele der Treue zu Christus und seiner Kirche“. Sie hätten gezeigt, „dass die Liebe zu Jesus Christus beispielhaft für die Liebe zur Heimat, für die brüderliche Liebe und die Liebe zu sich selbst sein kann“, erklärte der Rat am Freitag.

Die 38 neuen Seligen hätten zeitlebens einem Regime getrotzt, „das den Glauben aus dem Leben seiner Bürger verbannen wollte“. Sie hätten mit ihrem eigenen Leben Zeugnis abgelegt und sich darum bemüht, „den Glauben des albanischen Volkes lebendig zu erhalten“, hieß es weiter in der Mitteilung der CCEE, deren Vorsitzender, Kardinal Angelo Bagnasco, am Samstag an der von Kardinal Angelo Amato geleiteten Seligsprechungsfeier teilnehmen wird.

Auch für Albaniens Kirche von heute hätten ihre Märtyrer aus dem 20. Jahrhundert eine wichtige Funktion: In einer Gegend Europas, in dem Muslime, Orthodoxe und Katholiken einander begegneten und zusammenlebten, könnten sie Vorbilder sein für das „Engagement der künftigen Generationen, auf dass sie ein Albanien schaffen, das die Werte der Religionen ebenso respektiert wie den Beitrag, den sie zum Wohlstand der Nation leisten können“.

Lehrerin unter den Seligen

Bei den künftigen Seligen handelt es sich um Bischöfe, Priester, Ordensleute und Laien, die zwischen 1946 und 1974 wegen ihres Glaubens getötet wurden. Unter ihnen sind Alfons Tracki und Josef Marxen, zwei aus Deutschland stammende Missionspriester, die in Österreich ihre Ausbildung erhielten und hier beide vorübergehend Mitglieder der Maristen-Schulbrüdern bzw. der Steyler Missionare waren.

Auch einer Frau wird die „Ehre der Altäre“ zuteil: Die Lehrerin Maria Tuci, deren Vergehen darin bestanden hatte, ihre Schüler an die Gegenwart Christi zu erinnern. Von ihren Peinigern wurde sie zahllose Male gefoltert; zu Tode kam sie, als man sie mit einer Katze in einen Sack steckte und durch das Daraufschlagen mit einem Stock das Tier dazu brachte, die Frau zu zerkratzen, die schließlich an den Verwundungen starb. An teils bestialischen Ermordungen starben auch die anderen Märtyrer.

Alle neuen Seligen hätten vor ihrem Tod ein eindrucksvolles Gottesbekenntnis abgelegt, berichtete der Erzbischof von Shkoder, Angelo Massafra, in einem Interview mit „Kirche in Not“. „Sie sagten alle: Lang lebe Christus unser König, lange lebe Albanien. Wir vergeben denen, die uns töten.“ Die in seiner Bischofsstadt Ermordeten seien vom Regime auf einem Todesmarsch durch die Stadt bis zur Friedhofsmauer getrieben worden, wo man sie gefoltert, bespuckt und schließlich erschossen habe. Um sie an den Grund ihrer Hinrichtung zu erinnern, habe der Weg an der ehemaligen Kathedrale vorbei geführt.

Die Bischofskirche von Shkoder ist am Samstag Ort der Massenseligsprechung. Sie war unter der 40-jährigen kommunistischen Herrschaft in Albanien ein Sportstadion - ebenso wie auch alle anderen Kirchen, Moscheen und Gebetsstätten des Landes in Sportsstätten, Einkaufszentren oder Theater umgewandelt worden waren.

Auch Muslime waren verfolgt

Besonders seit sich Albanien 1967 zum „ersten vollkommen atheistischen Land“ erklärt hatte, war es streng verboten gewesen, zu beten, ein Kreuzzeichen zu machen oder ein Kreuz zu tragen. Christen, jedoch auch Muslime, die heute 70 Prozent der Bevölkerung ausmachen, wurden von den Kommunisten gnadenlos verfolgt und in Konzentrationslagern eingesperrt, gefoltert und getötet.

(kap 04.11.2016 sk)








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