2016-11-01 17:53:00

Papst: „Angst vor Flüchtlingen ist schlechter Ratgeber"


Der Papst äußert Lob und Anerkennung für Schweden, das so viele Flüchtlinge aufgenommen hat, und rät zugleich zur Besonnenheit und auch zum „Rechnen“, wenn es um die Integration vieler Menschen aus anderen Kulturkreisen geht. Franziskus sprach bei seiner „fliegenden Pressekonferenz“ auf dem Rückweg nach Rom außerdem über den Auftrag der Frau in der katholischen Kirche, wobei er das von Papst Johannes Paul II. geäußerte „Nein“ zur Priesterweihe der Frau neuerlich wiederholte. Eine Reise nächstes Jahr nach Deutschland zum Reformationsgedenken schloss Franziskus nicht komplett aus, ließ sich aber dazu bloß entlocken, dass abgesehen von den „fast sicheren“ Reiseetappen Indien und Bangladesch noch nichts feststehe.

Schon als Argentinier, sagte der Papst, danke er Schweden für seine Aufnahme von Menschen in Not. Viele seiner Landsleute, aber auch Chilenen und Uruguayer hätten zur Zeit der Militärdiktatur in dem skandinavischen Land Aufnahme gefunden. Zur brennenden Frage heutiger Migration in Europa mahnte der Papst zu Umsicht. „Der schlechteste Ratgeber für die Länder, die dazu neigen, ihre Grenzen abzuschotten, ist Angst. Und der beste Ratgeber ist Vorsicht.“ Jedes Land solle bloß so viele Flüchtlinge und Migranten aufnehmen, wie es imstande sei zu integrieren. Wenn Schweden seine Aufnahme jetzt zurückfahre, tue es das nicht aus Egoismus, sondern weil es nicht die nötige Zeit habe, alle zu integrieren.

Komplette Abschottung einerseits wie auch zu viele nicht eingegliederte Fremde im Vergleich zur Bevölkerung haben aus Sicht des Papstes politische Folgen: „Es ist nicht human, die Türen zu schließen, es ist nicht human, die Herzen zu schließen, und auf Dauer zahlt man das. Man zahlt politisch. So wie man auch politisch mitunter eine Unvorsichtigkeit in der Kalkulation zahlt, also wenn man mehr empfängt als die, die man integrieren kann.“ Vor Integration dürfe man sich aber auch nicht fürchten, fuhr Franziskus fort: „Europa ist aus einer anhaltenden Integration vieler Kulturen entstanden“.

Frauen: Weihe nein, Begabungen ja

Die Frage nach der Priesterweihe für Frauen beantwortete Franziskus zunächst mit einem Scherz, wie gerne bei diesem Thema, um ihm die Schärfe zu nehmen. Er habe da zur Vorbereitung auf seine Reise von einer drei Mal verwitweten schwedischen Königin gelesen. „Eine starke Frau!“, und man habe ihm gesagt, dass manche schwedischen Männer sich lieber Frauen anderer Nationalität suchten, weil die Schwedinnen so stark seien. Auf Nachfrage versicherte der Papst, Frauen hätten in der Kirche viele Fähigkeiten, die Männern fehlten, „auch im dogmatischen Bereich: sie schaffen Klarheit, statt bloß auf ein Dokument zu verweisen“. Und er wiederholte, die Kirche vereine zwei Dimensionen, die bischöfliche und die marianische. „Ich frage mich, wer ist wichtiger in der Theologie und in der Mystik der Kirche: die Apostel oder Maria, am Tag von Pfingsten? Es ist Maria! Die Kirche ist Frau. Es heißt ,die` Kirche, nicht ,der` Kirche. Die Kirche ist Braut von Jesus Christus. Es ist ein bräutliches Geheimnis. Und im Licht dieses Geheimnisses versteht man diese beiden Dimensionen: die petrianische, also bischöfliche Dimension, und die marianische Dimension, mit allem, was da ist an Mütterlichkeit der Kirche, im tiefen Sinn freilich. Es gibt keine Kirche ohne diese weibliche Dimension. Denn die Kirche selbst ist weiblich.“

Angesprochen auf das Thema Menschenhandel bekannte der Papst, wie sehr ihm der Kampf gegen diese Plage am Herzen liege. „Christus wird fortwährend gekreuzigt in seinen schwächeren Geschwistern, das hat mich immer sehr berührt“, so Franziskus. Schon in Buenos Aires habe er mit Gruppen von Laien und Nichtglaubenden zusammengearbeitet, um Menschen der modernen Sklaverei zu entreißen, meist Migranten aus anderen lateinamerikanischen Ländern, denen man die Dokumente weggenommen und sie zur Arbeit gezwungen habe. Zwei Schwesterngemeinschaften habe er dabei unterstützt, Frauen aus der Sklaverei der Prostitution zu befreien. In Italien würdigte Franziskus die Arbeit vieler Freiwilligen im Bereich Menschenhandel.

(rv 01.11.2016 gs)








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